Musik

Der Nachlass von Manfred Schubert

Manfred Schubert (27. April 1937 - 10. Juni 2011), Komponist, Musikkritiker, Dirigent und Lyriker wurde in Berlin-Charlottenburg als Sohn eines Juristen geboren. Nachdem er ab dem Alter von zehn Jahren Instrumentalunterricht erhalten hatte (Geige, später auch Klavier), studierte er nach dem Abitur 1955-60 Musikerziehung und Slawistik auf Lehramt an der Humboldt-Universität Berlin bei Fritz Reuter (Musiktheorie/Tonsatz), Georg Knepler und Siegfried Bimberg (Musiktheorie/Musikwissenschaft). Im Anschluss an das Studium wurde Manfred Schubert für drei Jahre Meisterschüler für Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny an der Deutschen Akademie der Künste in Ostberlin. Während dieser Zeit entstanden seine ersten gültigen Kompositionen. Nach dem Abschluss seiner Studien lebte Schubert als freischaffender Komponist in Berlin. Von 1962 bis 1990 war er hauptamtlicher Musikkritiker bei der Berliner Zeitung. Manfred Schubert starb in Berlin.

Das kompositorische Schaffen Schuberts umfasst neben groß besetzter Instrumentalmusik kammermusikalische und Klavierkompositionen. Im Bereich der Vokalmusik sind Chöre und Lieder vertreten. Nach 1990 tritt die Arbeit an vokalsinfonischer, geistlicher Musik in den Mittelpunkt von Schuberts Schaffen.
Nach dem Tod des Autors sind zwei Bände mit Lyrik erschienen, deren Endredaktion und Herausgabe von Bärbel Schubert übernommen wurden.

Aufgrund seines Umfanges und der Vielfalt an enthaltenen Materialien bietet der Nachlass von Manfred Schubert (55 Nachl 94) außergewöhnliche Möglichkeiten für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Musikleben und dem Kulturbetrieb der DDR. Das Material im Umfang von neun großen und 31 kleinen Nachlasskästen ist in folgende Bestandsgruppen gegliedert: Musikautographe, Textautographe, Musikdrucke, Schriften über Manfred Schubert, Schriften von Manfred Schubert, Geschäftskorrespondenz, Leserbriefe, Privatkorrespondenz, Tonträger, persönliche Dokumente und Varia. Die in den einzelnen Bestandsgruppen enthaltenen Materialien bieten in ihrer Vielfalt und ihrem hohen Quellenwert einen kaleidoskopartigen Blick auf verschiedenste Bereiche des musikalischen Lebens in der DDR.

Neben den Partiturreinschriften, den zugehörigen Skizzen und Entwürfen sowie musikalischen Materialsammlungen, die die Arbeitsweise des Komponisten nachvollziehbar machen, sind Mitschriften aus der Studienzeit und Schulhefte sowie Jugendwerke enthalten, die einen Eindruck von Musikunterricht und Musikstudium seiner Zeit geben. Auch die Textautographe, Korrekturfahnen und Konzepte von Schuberts Lyrik gewähren Werkstatteinblicke. Durch die enthaltenen Musikdrucke mit handschriftlichen Eintragungen lassen sich aufführungspraktische Hinweise gewinnen.

Einen wesentlichen Bestandteil seines Schaffens bilden Schuberts Musikkritiken, die er über drei Jahrzehnte als renommierter, hauptamtlicher Musikkritiker für die Berliner Zeitung verfasst hat. Eine umfangreiche Sammlung von Kritiken zu Aufführungen eigener Werke sowie Programmhefte und Programmzettel zu diesen Aufführungen bilden eine weitere Facette des Musiklebens der DDR ab. Einen Blick hinter die Kulissen des Musikbetriebs bietet die umfängliche Geschäftskorrespondenz Schuberts mit Intendanten, Verlegern, Interpreten und Musikforschern - hier sind besonders die enthaltenen Verträge zu Konzertverpflichtungen und Verlagsveröffentlichungen hervorzuheben. Nicht zuletzt ist die Korrespondenz mit den Lesern der Berliner Zeitung zu nennen, die mit zahlreichen Leserbriefen vertreten ist und nicht selten verschiedene Einschätzungen von besuchten Aufführungen und Konzerten dokumentiert.

Umfangreiche Material- und Stichwortsammlungen zu geplanten Aufsätzen bieten die Möglichkeit, Schuberts eigenes Konzept von Musikgeschichte und Musikgeschichtsschreibung anhand von Primärquellen zu untersuchen. Mitschnitte von Aufführungen der Werke Schuberts sowie aufgezeichnete Interviews und umfangreiches Fotomaterial lassen nicht nur den Künstler sondern in der Zusammenschau von Privatkorrespondenz, Urkunden, Zeugnissen, Bewerbungsunterlagen, Ehrungen, Taschenkalendern sowie annotierten Büchern und gesammelten Zeitungsausschnitten die Privatperson Manfred Schubert und deren Verortung in ihrem Lebensumfeld erkennen.

Weitere Informationen im Bibliotheksmagazin 2/2014