Musik

Paul Mendelssohn-Bartholdy (1812–1874) W

Wie seine Geschwister, so war auch Paul, der jüngste Sohn von Abraham und Lea Mendelssohn, musikalisch sehr begabt und brachte es auf dem Violoncello zu beachtlichem Können; sein Bruder Felix widmete ihm die 1830 erschienene Druckausgabe der Variationen für Violoncello und Klavier op. 17.

Beruflich aber trat Paul in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Bankier. Nach der Ausbildung im Bankfach in Berlin, London und Paris trat er 1833 als Angestellter ins Bankhaus seines Onkels Joseph ein; fünf Jahre später wurde er Teilhaber der Bank. Im Jahr 1837 eröffnete er in Hamburg eine Bank, die zwar unter seinem Namen firmierte, aber de facto eine Filiale der Berliner Firma darstellte. Als Joseph 1848 starb, übernahmen Paul und Josephs Sohn Alexander gemeinsam die Leitung der Bank Mendelssohn & Co.; ab 1871, dem Todesjahr Alexanders, führte Paul die Geschäfte gemeinsam mit dessen Sohn Franz (von) Mendelssohn weiter.

Im Jahr 1835 heiratete Paul Albertine Heine (1814–1879), mit der er sich bereits einige Jahre vorher heimlich verlobt hatte. Neben den eigenen fünf Kindern wuchsen – nach dem frühen Tod seiner Geschwister – zeitweise auch seine Neffen Carl und Paul (die Söhne seines Bruders Felix) sowie die Nichte Flora Dirichlet (die Tochter der Schwester Rebecka) in seinem Haus auf, wobei die Beziehung insbesondere zu dem älteren Felix-Sohn Carl nicht frei von Spannungen war. Hingegen verband ihn mit Sebastian Hensel, dem einzigen Sohn seiner Schwester Fanny, zeitlebens ein enges, fast väterliches Verhältnis.

Als Bankier des Abraham-Familienzweiges regelte Paul seit dem Tod des Vaters die finanziellen Angelegenheiten seines Bruders Felix. Später verwahrte er Felix’ kompositorischen Nachlass und veröffentlichte 1861 und 1863 eine zweibändige Auswahlausgabe von dessen Briefen. Zu diesem Zweck schaltete er 1860 zusammen mit dem bekannten Historiker Johann Gustav Droysen in diversen Zeitungen einen Aufruf, ihm Briefe seines Bruders zugänglich zu machen. Das Titelblatt des 1863 erschienenen zweiten Bandes nennt auch Felix’ Sohn Carl als Mitherausgeber. Tatsächlich hatte dieser aber kaum Einfluss auf die Ausgabe, deren insgesamt beschönigende Tendenz ihm gründlich missfiel.

Pauls Weitblick, seine Kenntnisse der politisch-wirtschaftlichen Verhältnisse und sein umsichtiger Charakter wurden von der Berliner Finanzwelt sehr geschätzt. Zwischen 1865 und 1871 war er auch als Berater der preußischen Regierung tätig und wurde unter anderem um die Beurteilung des ökonomischen Risikos eines Krieges gegen Frankreich gebeten. In seinen späteren Jahren ging Paul dazu über, den Doppelnamen mit einem Bindestrich zu schreiben, um sich von seinem gleichnamigen, ebenfalls in Berlin lebenden Neffen – dem jüngeren Sohn seines Bruders Felix – zu unterscheiden.


Quellen zu Paul Mendelssohn-Bartholdy in der SBB

Wichtige Quellen insbesondere zur Ausbildungszeit Paul Mendelssohn-Bartholdys in London und Paris in den frühen 1830er Jahren finden sich in einem Konvolut von rund 150 Briefen Pauls an seine Braut und spätere Ehefrau Albertine, das die Staatsbibliothek zu Berlin im Jahr 2008 von Nachfahren des Bankiers zum Geschenk erhielt. Daneben enthalten auch weitere Korrespondenzkonvolute aus der Familie Briefe von und an Paul Mendelssohn Bartholdy. Zeugnisse seiner Tätigkeit als Bankier finden sich schließlich in den Dokumenten-Konvoluten aus dem Archiv des Bankhauses Mendelssohn.

Bestände / Nachlässe (in Auswahl)

Briefe und Dokumente

  • Briefe und Schriftstücke von und an Paul Mendelssohn-Bartholdy -> Nachweise in der Datenbank Kalliope

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