Orient

Persische Handschriften

Die persische Handschriftensammlung der Staatsbibliothek, die gegenwärtig etwa 2.907 Bände umfasst, weist eine lange Tradition auf. Möglicherweise befanden sich persische Handschriften bereits zur Zeit ihrer Gründung im Jahre 1661 in der Kurfürstlichen Bibliothek.

Diese Handschriften entstammen unterschiedlichen Provenienzen und ihre Erwerbung ist zahlreichen Orientalisten, Gesandten, Diplomaten und reisenden Händlern zu verdanken. So wurden im Jahre 1672 die Handschriften in persischer und türkischer Sprache aus dem früheren Besitz des Dolmetschers und Orientalisten Adam Olearius (1603–1671) erworben. 1677/1679 sowie 1691/1707 gelangten ferner die Manuskripte aus den Nachlässen des Königsberger Professors für morgenländische Sprachen Theodor Petraeus (1630–1672) sowie des Orientalisten Christian Raue (1613–1677), zuletzt Professor in Frankfurt an der Oder, in die Bibliothek.

Die Bibliothek des preußischen Gesandten an der Hohen Pforte Heinrich Friedrich von Diez (1751–1817), die dieser der Königlichen Bibliothek vermacht hatte, enthält neben 17.000 gedruckten Büchern 836 Handschriften, darunter über 400 orientalische. Unter den 51 persischen Manuskripten befinden sich einzigartige Miniaturalben. Einige Blätter dieser Alben stammen wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert.

Planmäßige und zugleich umfangreiche Erwerbungen orientalischer Handschriften setzten nach 1850 ein. Persische Handschriften gelangten in größerer Zahl mit den Sammlungen Diez, Petermann, Sprenger und Minutoli in die Bibliothek, die gesondert aufgestellt wurden und Signaturen erhielten, deren jeweils erster Bestandteil im Namen des Urhebers besteht.

Der Orientalist Julius Heinrich Petermann (1801–1876) hat auf Reisen in den Jahren 1852–1855 in Vorderasien und Persien eine Sammlung von Handschriften zusammengetragen, die 1853–1857 in die Königliche Bibliothek gelangten, darunter 140 persische. Weitere 91 wurden von Petermann nach 1870 erworben.

Die Sammlung des Orientalisten Aloys Sprenger (1813–1893) bereicherte die Bibliothek um zahlreiche persische Handschriften aus Indien. Sprenger hatte in Syrien und Indien ca. 2.000 Handschriften und Drucke in arabischer, persischer und türkischer Sprache sowie Hindustani gesammelt, die 1857 angekauft wurden. Die Zahl der persischen Handschriften beträgt 310.

Die Sammlung des Julius von Minutoli (1804–1860) wurde während einer Gesandtschaftsreise in Persien 1860/61 zusammengetragen, die er gemeinsam mit Heinrich Brugsch (1827–1894) und Ignacy Pietraszewski (1796–1869) unternommen hatte. Die Handschriftensammlung, in der sich 112 persische Manuskripte befinden, wurde 1864 angekauft. Bemerkenswert ist hierbei das Ǧahāngīr-Album, welches einen besonders hohen künstlerischen Wert hat.

Das im Jahre 1888 erschienene Verzeichniss der persischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin von Wilhelm Pertsch enthält 1098 Katalognummern. Etwa zwei Drittel der dort beschriebenen Handschriften wurden nach 1850 erworben.

In der Folgezeit nutzte die Bibliothek zahlreiche Gelegenheiten zur kleineren Erwerbungen von Handschriften in persischer Sprache.

Besondere Erwähnung verdienen die vielen kostbaren Miniaturhandschriften und -alben, die teilweise mit wertvollen Lackeinbänden ausgestattet sind. In der Sammlung werden auch bemerkenswerte dreizehn illuminierte Šāhnāma-Exemplare aufbewahrt.

Auch einige seltene Handschriften in Paschtu und in kurdischer Sprache sind in der Berliner Sammlung vertreten.

 

Kataloge


Herausragende Objekte

Manṭiq aṭ-ṭair


Zangī-nāma

Titel nach Afšār, Iraǧ (Hrsg.): Zangī-nāma, šiš risāla wa maqāma wa munāzira. Tihrān 1372 [=1994], S. IX.

Ein insgesamt gut erhaltenes Autograph aus dem frühen 14. Jahrhundert von Muḥammad Ibn-Maḥmūd Ibn-Muḥammad Zangī al-Buḫārī (gest. ca. 1313) in einer Sammelhandschrift. Die Handschrift enthält Erzählungen über den Propheten und sufische Heilige sowie diverse imaginäre Rangstreitgespräche (Munāẓara).


Šāhnāma

Šāhnāma des Firdausī. Isfahan 1605

 


Persischer Lackeinband, 16. Jh.

Amīr H̱usrau Dihlawī,  Qirān as-sa ʿdain

Es handelt sich um eine Poesiehandschrift.