Musik
Das Depositum von Peter Bares
Peter Bares, geboren am 16. Januar 1936 in Essen-Borbeck, erlebte als junger Schüler im Internat Kloster Knechtsteden zum ersten Mal eine Orgel und sang als Knabe in einem Chor. „Dort bin ich mit der alten Polyphonie erstmals in Berührung gekommen, das war mein erstes großes Erlebnis und es hat mich geprägt für mein ganzes Leben“. Auf diesem Fundament erlernte er autodidaktisch nach Vorlagen der Alten Meister die Kunst der Improvisation aus dem Erlebten. Nach Verlassen der Schule bekam er anlässlich der Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Hochschule für einen rein improvisatorisch-polyphonen Vortrag ein Freistudium als Musikstudent mit Ernst Kaller als Orgellehrer und Siegfried Reda als Kompositionslehrer.
Seine erste Organistenstelle hatte er von 1957 bis 1958 in St. Barbara in Essen-Altstadt. In einem handschriftlichen Pfarrzeugnis heißt es: „Er holte aus unserer kleinen Orgel heraus, was bisher keinem möglich war“. Von 1958-1960 war er an St. Johann in Düsseldorf-Erkrath.
Am 1. Juli 1960 trat er seine Stelle an St. Peter in Sinzig an. Die erste Aufführung mit dem Kirchenchor mit eigenen Werken fand bereits im August 1960 statt. Es bestand die Aussicht auf eine neue Orgel, die 1972 nach seinen Plänen umgesetzt wurde. Die neue Orgel bot mit ihren Schlagwerken und technischen Neuerungen ungeahnte Möglichkeiten und wurde als die Neue Orgel schlechthin bekannt. Im März 1976 initiierte er die erste Internationale Studienwoche für Neue Liturgische Musik an der neuen Orgel in Sinzig. Fortan gastierten jährlich im März nationale und internationale Organisten, Vokal-Solisten und Chöre, welches die Stadt Sinzig und St. Peter international bekannt werden ließ.
1992 berief ihn Pater Friedhelm Mennekes an die Kunststation Sankt Peter in Köln. Der Theologieprofessor setzte dort innerhalb kurzer Zeit konsequent und unter großer Anerkennung Neue Musik innerhalb der Liturgie um. Ein mündlich formulierter Vertrag mit dem Jesuitenpfarrer garantierte ihm freies musikalisches Schaffen nach seinen künstlerischen Vorstellungen. Im Zuge der Erneuerung des Kirchenraumes wurde eine neue Orgel nach den schöpferischen Plänen von Bares als Weiterentwicklung der Sinziger Orgel verwirklicht. Ein weiterer Beitrag zur Erneuerung der liturgischen Musik war die Publikation des Gesangbuchs „Salve festa dies“. Es ist ein Zeugnis dafür, dass neue Kirchenlieder innerhalb der Liturgie ihren Platz haben, ohne eine Anlehnung oder sogar Anbiederung an die Ästhetik der Unterhaltungsmusik. Messen mit ausschließlich neuer liturgischer Musik etablierten sich an St. Peter. Auch wenn Peter Bares sein Amt im Februar 2008 niedergelegt hat, noch heute werden die von ihm initiierten Orgelfestivals mit großer Anerkennung durchgeführt.
Für Bares steht die aus dem gregorianischen Choral weitergeführte schöpferische Kirchenmusik immer im Mittelpunkt seines gesamten musikalischen Schaffens. Allein das lateinische Ordinarium hat er in 50 Jahren annähernd achthundert Mal neu vertont, daneben viele Motetten, Choräle, weltliche Lieder und Orgelwerke. Das kompositorische Lebenswerk von Peter Bares umfasst an die 3000 Kompositionen. Seine Kompositionen haben einen ganz eigenen Tonfall und sind chronologisch in drei handgeschriebenen Werkbüchern erfasst. Zusätzlich existieren zahlreiche Stilkopien als kompositorische Übung sowie frühe Werke aus seiner Essener Zeit. Bares versucht, stets nach den Möglichkeiten der Aufführenden zu arbeiten. Möglichst breit soll seine Musik nach den Möglichkeiten des Machbaren verstanden werden, allerdings immer streng am künstlerisch-handwerklich Soliden orientiert. Viele Werke für seinen Kirchenchor wurden tagsüber geschrieben, abends geprobt und am folgenden Wochenende uraufgeführt.
Bares verfasste fünf Lyrikbände, zahlreiche meist deftige Sinziger Stadtsatiren sowie kulturelle Beiträge. Mehr als 10 Schallplatten und CDs mit Orgelimprovisationen und Vokalmusik sind bis heute verlegt. Er stiftete zur Sinziger Walcker-Orgel eine Trompeteria, die später in die Kölner Orgel übernommen wurde. Auch initiierte er die Stiftung der St. Peter-Glocke, die das wertvolle historische Geläut von St. Peter klanglich nach unten abrundet. Er führte insgesamt 20 „Internationale Studienwochen für Neue Vokal- und Orgelmusik“ sowie Seminare durch und hatte neben seiner internationalen Konzerttätigkeit zahlreiche Lehraufträge im In- und Ausland.
Günter Alfter