Musik

Das Werkarchiv von Hans Alwin Beeck

Im Februar 2010 konnte die Musikabteilung den Nachlass des norddeutschen Komponisten Hans Alwin Beeck erwerben. Der Nachlass enthält über 200 Autographe sowie Konzertkritiken und CD-Aufnahmen. Beeck, 1929 in Berlin geboren, studierte Musik in Freiburg im Breisgau und Hamburg. Er war ein sogenanntes „Kriegskind“: Die NS-Ideologie mit ihrer menschenverachtenden Propaganda hatte er ebenso persönlich miterleben müssen, wie die Härten des Krieges und die schwere Nachkriegszeit.

Als Pianist in einer Ballettschule, in der nur improvisiert werden durfte, lernte er schnell den spontanen Umgang mit Tonalität. In einer Theatergruppe konnte er passende Musik erfinden, z.B. für traditionelle Weihnachtsmusik bewusst andersartige Sätze anfertigen. Beeck entschied sich schließlich für den Beruf des Schulmusikers. Daneben musizierte er lange Zeit als Cembalist in einem Orchester und betätigte sich auch als Musikkritiker an einer Tageszeitung.

All dies bereitete den Boden dafür, dass es 1970 bei einem Kuraufenthalt zu einem „Dammbruch“ kam. Innerhalb weniger Tage hatte Beeck das erste eigene Stück auf dem Papier (ein Instrument gab es nicht). Nach dieser „Initialzündung“ gewann Beeck schnell Übung und Erfahrung im Umgang mit seinen musikalischen Vorstellungen, gefördert dadurch, dass er an der Schule Eigenes einstudieren und aufführen konnte. Inzwischen kam es bei Konzerten mit seiner Musik zu einer sehr positiven Resonanz - für ihn überraschend.

Einige dieser Kritiken finden sich jetzt in seinem Nachlass, ebenso wie seine eigenen Artikel über Konzertveranstaltungen mit Musik anderer Komponisten. Wie ein roter Faden klingt in seinen Texten ein humorvoller Tonfall an. Eine Eigenschaft, die man auch bei einigen seiner Werke bemerkt. Beecks Autographe wurden bereits vor der Nachlassübergabe vom Komponisten selbst sortiert und mit einer eigenen Nummerierung versehen. Diese Ordnung wurde beibehalten. Der Löwenanteil der Autographen umfasst Kammermusik, Musik für Streichinstrumente in unterschiedlichsten Kombinationen mit Bläsern und Klavierlieder. Auffällig ist der Hang Beecks, sich mit sozialkritischen und pazifistischen Themen auseinanderzusetzen. Viele Klavierlieder vertonen Texte von Erich Fried. In anderen Werken führen Soloinstrumente elegisch-einsame Monologe, in ihrer Form einer freien Rede vergleichbar. Nicht zu vergessen bei Beeck sind auch dessen Vokalwerke, in denen der Chor in ganz unterschiedlichen Besetzungen, oft einem Streichquartett vergleichbar, seinen Ausdruck findet.

Im Gegensatz zu seinen pädagogischen Arbeiten, die er gern als „Fingerübung“ bezeichnet, erinnern seine übrigen Werke kaum an seine Professoren Harald Genzmer und Ernst Gernot Klußmann, bei denen er das Handwerk des Komponierens lernte. Sie zeichnen sich durch eine besondere Form von Reihentechnik aus. Seine Musik will Gegenwartsmusik „ohne Rücksicht“ sein, sperrt sich zunächst einem näheren Verständnis. Ganz bewusst will Beeck sich durch einen großzügigen Umgang mit Dodekaphonie von allen „Anbiederungen“ beim Publikum fernhalten.

Edwin Theune