Speichermagazin Friedrichshagen

Das Speichermagazin am neuen Depotstandort der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Friedrichshagen (Stadtteil Treptow-Köpenick, Fürstenwalder Damm 388) wurde von Eberhard Wimmer Architekten, München entworfen und errichtet. Das Grundstück ist eine Bundesliegenschaft, bereits in der DDR befanden sich hier wissenschaftliche Einrichtungen. In den 1950er Jahren wurde es erstmals zur Unterbringung des Amtes für Standardisierung, Mess- und Regelwesen bebaut.

Die Errichtung des Speichermagazins wurde vom Bund finanziert. Für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, für Dias, Negative und Originalabzüge, für Mikroformen und andere Materialien gibt es jetzt bei 18 Grad Celsius, 50% relativer Luftfeuchte und UV-freiem Licht in den Magazinen beste Aufbewahrungsbedingungen. Die Räume und technischen Systeme sind so angeordnet, dass von der Anlieferung über interne Transporte bis hin zur möglichen Abholung für die Ausleihe alles effizient abläuft.


Infokasten


Erste Ausbaustufe

In der ersten Ausbaustufe - im Bild dunkel - misst die Grundfläche des viergeschossigen Gebäudes 68 x 126 m. Doch es wurde bereits für die Zukunft geplant: Bei Bedarf kann das Gebäude nach Süden hin in modularer Bauweise kostengünstig verdoppelt und damit nahezu als Quadrat ausgeführt werden. Vorerst jedoch ist mit einer Lagerkapazität von 6 Mio. Bänden und der derzeit besten technischen Ausstattung für einige Jahrzehnte vorgesorgt.

Der Architekt

Die Entscheidung für das Münchener Architekturbüro Wimmer ist das Ergebnis eines vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ausgelobten Architekturwettbewerbs. Das Preisgericht begründete seine Entscheidung für Eberhard Wimmer wie folgt (Auszug): "Die Idee, für die Sicherung und Konservierung von kostbaren Gütern ein 'Perpetuum-Gebäude', ein Gebäude von langer Dauer zu errichten, trägt und ist in der vorgeschlagenen Form, sowohl im Hinblick auf den Städtebau, die funktionale Zuordnung bis hin zur Materialität schlüssig. Die Magazinbereiche erlauben mit den Lichthöfen und den zugeordneten Sortierstellen ein angenehmes und effektives Arbeiten. Ihre Konstruktion ist denkbar einfach, logisch und konsequent. Der Entwurf lässt einen wirtschaftlichen Bau, aber auch niedrige Bauunterhaltskosten erwarten."

Fassade

Unterschiedlich tief in die Betonfassade montierte, hell schimmernde Natursteine sind so gereiht und überlagert, dass Farb- und Schattenwirkungen entstehen, die die bauliche Masse angenehm rhythmisieren. Die Eingangshalle ist wie ein Verschlussstein zu einer Schatzkammer ‚herausgezogen‘ und um einige Meter an der Fassade entlang versetzt. Über vier Etagen ist die Eingangshalle nach oben geöffnet und mit Glas überdacht. Von dort gelangt man auf kurzen Wegen zur zentralen Anlieferungsstelle, zu Treppenhäusern, Aufzügen, einer Scanwerkstatt und anderen Räumen.


Magazine

Die Magazine sind mit elektrischen Kompaktregalanlagen ausgerüstet, deren Ausführung auch einen Beitrag zur Erhaltung der Bestände leistet: Dachbleche und gelochte Seitenwände halten Staub ab bzw. sorgen für Belüftung, außerhalb der Betriebszeiten öffnen die Regale automatisch die Gassen um einige Zentimeter und lassen so die Luft zirkulieren. Brände würden mithilfe einer Gaslöschanlage bekämpft, was den Einbau von Wasserleitungen in den Magazinen erübrigte.

Höfe

Die Anordnung von vier Lichthöfen, diese jeweils im Zentrum eines vieretagigen Magazinsegments, definiert die einfache, logische und konsequente Strukturierung des gesamten Gebäudes. Die Magazinsegmente wiederum sind mit Aufzügen und einer Buchtransportanlage erschlossen. Durch die Glasdächer der Höfe fällt über alle Etagen Licht ein und schafft für die dort Beschäftigten eine angenehme Arbeitsatmosphäre.

Das Büro Wimmer entwarf für jeden Hof mit einfachen, kostengünstigen Materialien ein besonderes Design und überzog damit jeweils eine über vier Etagen reichende Wandfläche und den Boden. Ihre prägnanten Farben machen die Höfe zu leicht identifizierbaren Orientierungspunkten in den weiträumigen Magazinen.