Ostasien

Teil 2. Sammlungen mit eigenen Signaturengruppen

Sammlung Müller
Die Sammlung wurde im Jahr 1901 durch F.W.K. Müller (1863-1930) in Peking erworben. In Krakau finden sich 188 Nummern aus dieser Sammlung, darunter vermutlich Teile des Pekinger Tripitaka in Folioformat, der ursprünglich 8.016 Faltbücher umfasste. 

F.W.K Müller hatte Theologie studiert, bevor er sich den orientalischen bzw. ostasiatischen Kulturen und Sprachen, insbesondere dem Arabischen, Chinesischen und Syrischen zuwandte. Von 1887 bis 1928 war Müller am Museum für Völkerkunde in Berlin tätig, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 1906 als Direktor der Ostasiatischen Abteilung. Große Verdienste erwarb sich Müller bei der Entzifferung der vor allem mittelpersischen Handschriftenreste, die von den Turfan-Expeditionen (1902-1914) geborgen worden waren, und durch seine Entdeckung der manichäischen Schrift unter diesen Texten. 

Sammlung Moellendorf
Die Sammlung von Paul Georg von Moellendorff (1847-1901) enthält vor allem mandschurische Literatur. Sie kam vermutlich 1931 in die Staatsbibliothek. Durch die Auslagerungen während des 2. Weltkrieges wurde die Sammlung auf die drei Orte Banz, Beuron und Fürstenstein verteilt. 39 Nummern daraus befinden sich heute in Krakau. Dabei handelt es sich in erster Linie um Werke zur mandschurischen Sprache und Literatur sowie Übersetzungen chinesischer Werke ins Mandschurische.

Von Moellendorff hatte Jura, Sprachwissenschaften und Orientalistik studiert. 1869 erhielt er das Angebot, unter Robert Hart im chinesischen Seezolldienst zu arbeiten, das er annahm. Von Moellendorff blieb bis 1874, um dann in den Konsulardienst des deutschen Auswärtigen Amtes in China einzutreten, für das er in Kanton, Peking, Tianjin und Shanghai tätig war. 1882 ging er auf Empfehlung Li Hongzhangs (1823-1901) nach Korea und wurde dort zunächst Berater des Außenministeriums, ein Jahr darauf zum Vizeminister. Er blieb dort drei Jahre, bis er, durch äußere Umstände gezwungen, nach China zurückkehrte und wieder in den chinesischen Seezolldienst eintrat. Von Moellendorf starb 1901 in Ningbo.

Sammlung Pander
Die Sammlung Pander umfasste unter A. 370 Drucke und Handschriften tibetischen Ursprungs, unter B. 315 Handschriften und Drucke, aus Peking stammend, unter C. 40 auf kaiserlichen Befehl angefertigte Drucke – unter letzteren finden sich solche in tibetischer, mongolischer, chinesischer und mandschurischer Sprache – unter D. 37 Bände des Kandjur, unter E. 18 mongolische Handschriften und Drucke sowie unter F. 68 chinesische Drucke und Handschriften. Die Pandersche Sammlung wurde während des 2. Weltkriegs nach Fürstenstein (heute Ksiaz) und von dort nach Grüssau (heute Krzeszów) ausgelagert. In Krakau finden sich rund 300 Titel der Sammlung.

Eugen Pander (1854-1894[?]) war seit 1881 Professor für Nationalökonomie am Kolleg Tongwenguan同文 in Peking. Er sammelte lamaistische Bücher und Kunstgegenstände. Während die Kunstgegenstände vom Museum für Völkerkunde in Berlin gekauft wurden, gingen die Bücher in den Besitz der Königlichen Bibliothek über, die hier im Jahre 1889 akzessioniert wurden.

Sammlung Hirth
Die Sammlung umfasste laut Friedrich Hirths (1845-1927) eigenhändig verfasstem „Verzeichnis“ 175 Nummern (11 Nummern Handschriften, 164 Nummern Drucke). Wie auch die Sammlung Moellendorff wurde auch die Sammlung Hirth während des 2. Weltkrieges in die drei Orte Banz, Beuron und Fürstenstein ausgelagert. In Krakau finden sich heute 149 Nummern.

Friedrich Hirth hatte zunächst in Leipzig, Berlin und Greifswald klassische Philologie studiert, um sich später, angeregt durch Anwerbungen von Sir Robert Hart, dem Organisator des chinesischen Zolldienstes, im Jahre 1869 dem Studium des Chinesischen zuzuwenden. Schon ein Jahr darauf begann Hirth seine Tätigkeit als Zollassistent in Kanton, wo er fünf Jahre blieb und sich dem Studium des dortigen Dialekts widmete. 1875 wurde Hirth nach Amoy als Assistent und später Leiter des dortigen Zollamtes versetzt. Von 1877 bis 1888 war Hirth im Statistischen Amt des Zolldienstes in Shanghai tätig. An all seinen verschiedenen Dienstorten in China pflegte Hirth den Kontakt und Austausch mit Gelehrten. In den letzten Jahren seines Shanghaier Aufenthaltes wurde er zum Präsidenten der dort ansässigen China Branch of the Royal Asiatic Society gewählt. Seine Büchersammlung charakterisierte Hirth selbst als „eine hauptsächlich den sinologischen Problemen der Zeit dienende“. Sie wurde im Jahr 1890, sich Hirth nach Ablauf eines längeren Urlaubs in Deutschland wieder nach China begab, von der Königlichen Bibliothek angekauft.