Dante-Alighieri-Sammlung

Kurzcharakteristik des Bestands

Für eine Bibliothek außerhalb Italiens besitzt die Staatsbibliothek zu Berlin einen besonders kostbaren und umfangreichen Bestand an Handschriften und anderen seltenen und unikalen Quellen sowie Forschungsliteratur aus vielen Jahrhunderten zu dem italienischen Nationaldichter Dante Alighieri (1265-1321): allein neun mittelalterliche Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert, mehrere Inkunabeln, kostbare illustrierte historische Ausgaben der Göttlichen Komödie, Porträts des Dichters, moderne Kinder- und Jugendbücher sowie unikale Handschriften von Komponisten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy und Franz Liszt. Historische Ausgaben und Kommentare haben aufgrund der Bedeutung Dantes für die gesamte europäische Kultur seit der Inkunabelzeit massiv Einzug gefunden, wie die Historische Systematik Online beweist. Nicht erst seit dem Ankauf der Gelehrtenbibliothek des Dante-Forschers Friedrich Schneider, die geschlossen erhalten ist, wird in der Staatsbibliothek auch die moderne Forschungsliteratur in äußerst großem Umfang erworben. Für den Recherchekomfort stehen außerdem zahlreiche Dante-Spezialzeitschriften und unzählige E-Ressourcen und Datenbanken zur Verfügung.

Erschließungssituation

Alle Werke dieses Bestandsegments sind im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin bzw. in Spezialdatenbanken formal nachgewiesen und teilweise sachlich erschlossen. Eine virtuelle Ausstellung bietet einen multimedialen Überblick über Bestände und Recherchemöglichkeiten mit mehreren Videos und Screencasts von Expert:innen: Eine Reise durch zehn Himmelssphären. Dante Alighieri in der Staatsbibliothek zu Berlin

Forschungs- und Kooperationsperspektiven

Die Bestände laden zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Fragestellungen ein, von denen hier beispielhaft genannt werden:

  • Material- und Quellenstudium der kodikologisch sehr divergierenden mittelalterlichen Handschriften der „Göttlichen Komödie“ (sieben von neun Handschriften sind bereits digitalisiert), materielle und textliche Besonderheiten, Editionskritik, digitale Editionen, ggf. Kooperation mit italienischen Bibliotheken und Fachgesellschaften
  • Erforschung von Lese-, Kopisten- und Druckpraxis im Italien des 14./15. Jahrhunderts anhand der Handschriften und Inkunabeln
  • Wissenschaftsgeschichte: Rezeption der Handschriften der Staatsbibliothek durch Dante-Forscher wie Petrocchi und Witte; Erforschung einer typischen Gelehrtenbibliothek des DDR-Mediävisten und langjährigen Herausgebers der Deutschen Dante-Gesellschaft, Friedrich Schneider
  • Kunsthistorische Untersuchungen aus Stücken der Sammlung Hamilton (in Kooperation mit der Kunstbibliothek / Kupferstichkabinett, wo ein Großteil der Botticelli-Originalillustrationen zur Divina Comedia verwahrt wird; ggf. auch Biblioteca Vaticana einzubeziehen)
  • Rezeptionsgeschichte Dantes anhand der OCR-erfassten Digitalisate in den „Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek“, z.B. in Schützengrabenzeitungen des Ersten Weltkriegs (aus dem EU-Projekt Europeana 1914-1918); bibliografische Aufarbeitung der Publikationen über Dante in einzelnen Zeitsegmenten zur Erforschung von Instrumentalisierungen (z.B. während Faschismus / Nationalsozialismus)
  • Editions- und Rezeptionsgeschichte der Divina Comedia und ihre Kommentierungen im Spiegel historischer Quellen wie zeitgenössischer relevanter Datenbanken / Dante-Portale im Internet
Kontakt

Dr. Ulrike Reuter
Fachreferentin für Romanistik (Italianistik und weitere romanische Sprachen)
Wissenschaftliche Dienste
Tel.: + 49 30 266 43 3151
ulrike.reuter@sbb.spk-berlin.de
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Prof. Dr. Eef Overgaauw
Leiter der Handschriftenabteilung
Tel.: + 49 30 266 43 5001
handschriftenabt@sbb.spk-berlin.de
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz