Pop-up 3D – Digitalisierung und interaktive Visualisierung historischer Spielbilderbücher in wissenschaftsgeleiteter Praxis

Projektziel

Während die Aktivitäten von Bibliotheken und Museen auf dem bislang nur in Ansätzen erschlossenen Feld der 3D-Digitalisierung von Kulturgut überwiegend statische Artefakte adressieren, geht das geplante Projekt der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) einen Schritt weiter, indem es Bewegungsbücher in ihrer charakteristischen, die Modi konventioneller Buchnutzung überschreitenden Interaktivität in den Blick nimmt. Denn solche kinetischen Buchobjekte unterscheiden sich vom Standardkodex durch ihre flexiblen Bedienelemente – meist Ziehlaschen oder Drehscheiben –, wie sie in mittelalterlichen Volvellen ebenso zu finden sind wie in zeitgenössischen Pop-up-Comics. Als populärste und am stärksten ausdifferenzierte Erscheinungsform der von der Forschung immer stärker beachteten Mediengattung der Bewegungsbücher gelten Spielbilderbücher.

In Reaktion auf den Material Turn der Geistes- und Kulturwissenschaften, durch den beschriftete Artefakte in ihrer Dinghaftigkeit in den Forschungsfokus rücken, zielt das Vorhaben primär darauf, eine für das gesamte typologische Spektrum von Spielbilderbüchern repräsentative Auswahl von Werken zu digitalisieren und dauerhaft im Open Access zugänglich zu machen – unter Erhalt ihrer spezifischen Interaktivität. Dazu soll anhand eines exemplarischen, für zahlreiche Disziplinen relevanten Referenzkorpus von 100 Spielbilderbüchern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus den gemeinfreien Sammlungen der SBB ein von ihr im Rahmen des eHeritage-Programms des BMBF entwickeltes generisches Konzept zur wissenschaftsgeleiteten Digitalisierung kinetischer Buchobjekte umgesetzt werden. In Kooperation mit dem NFDI4Culture-Konsortium, in dessen Kontext SBB und Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) den Bereich der 3D-Digitalisierung mitverantworten, wurde das darin empfohlene Vorgehen jüngst nochmals auf seine Praxistauglichkeit sowie im Dialog mit Forschenden verschiedener Fächer auf seine Wissenschaftsadäquanz überprüft.

Jedoch ist es nicht alleine der herausragende Bestand der SBB an historischen Spielbilderbüchern – eine weltweit nur von wenigen Gedächtniseinrichtungen überhaupt systematisch gesammelte Medienform – sowie die Erfahrung ihrer Restaurierungswerkstatt mit Funktionsweise und Schadensbehandlung hochfragiler Papiermechaniken, die sie für dieses Vorhaben qualifizieren. Hinzu kommen Expertise und Infrastrukturen des Zentrums für Digitale Kulturelle Materialitäten, das den Einrichtungen der SPK als Core Facility auf den Feldern von 3D-Digitalisierung und -Visualisierung zur Verfügung steht. Gerade auch mit Blick auf die Vielfalt ihrer Sammlungen – so das sekundäre Projektziel – begreift die SBB dieses Vorhaben insofern zugleich als Beitrag zur Etablierung von Standards der wissenschaftsgeleiteten digitalen Replikation dynamisch-interaktiver Kulturobjekte wie Astrolabien, Retabeln und Automaten – idealerweise unter Beteiligung am Prozess der selbstorganisierten Weiterentwicklung der DFG-Praxisregeln Digitalisierung.

Projektzeit

August 2023 - Juli 2026

Projektpartner

  • NFDI4Culture, Zentrum für Digitale Kulturelle Materialitäten bei den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Drittmittelgeber

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Kontakt

Dr. Christian Mathieu
Benutzungsabteilung / Wissenschaftliche Dienste
Tel.: +49 30 266 433 240
christian.mathieu@sbb.spk-berlin.de

Carola Pohlmann
Kinder- und Jugendbuchabteilung
Tel.: +49 30 266 436 400
carola.pohlmann@sbb.spk-berlin.de

Zoe Schubert, M.A.
NFDI4Culture / Generaldirektion
Tel.: +49 30 266 431 434
zoe.schubert@sbb.spk-berlin.de

Mehr erfahren zum Projekt

https://blog.sbb.berlin/pop_up/