Osteuropa
Bestandsaufbau
Zur Osteuropa-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin gehört Literatur aus den Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland (ab 1821), Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien, Sorbischer Sprachbereich, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, Belarus (Weißrussland) und Zypern. Hinzu kommt Literatur und aus dem sorbischen Sprachbereich, osteuropabezogene Literatur in westeuropäischen Sprachen sowie Literatur in osteuropäischen Sprachen aus allen anderen Ländern der Welt.
Der fachliche Schwerpunkt unserer Osteuropa-Sammlung liegt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Fachinformationsdienst Slawistik
- Im Rahmen des von der DFG geförderten Programms der Fachinformationsdienste für die Wissenschaft wird Literatur zu Sprachen und Literatur aus Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Polen, Russland, Serbien, der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Ukraine und Weißrussland sowie aus dem sorbischen Sprachgebiet in Deutschland möglichst vollständig erworben.
- Im Mittelpunkt der Beschaffung stehen originalsprachige literarische Texte als Quellen für die Forschung sowie wissenschaftliche Sekundärliteratur und nicht-konventionelle Literatur, wie Forschungs-, Kongress- und Tagungsberichte oder relevante Veröffentlichungen internationaler Organisationen, Regierungsstellen, halbstaatlicher Einrichtungen und Verbände.
- Übersetzungen slawischsprachiger literarischer Texte werden erworben, wenn sie als wissenschaftliche Ausgabe von Bedeutung oder wirkungsgeschichtlich wichtig sind. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Übersetzungen ins Deutsche.
- Übersetzungen wissenschaftlicher Sekundärliteratur aus slawischen Sprachen in geläufige Sprachen (d.i. zumeist Englisch oder Deutsch) werden gekauft, wenn sie als wissenschaftliche Bearbeitung Bedeutung haben oder wesentliche Ergänzungen enthalten.
Breite Auswahl
- Referenzliteratur: Bibliographien, Enzyklopädien, Lexika, Wörterbücher, Adressbücher, Handbücher u. ä. soweit von wissenschaftlichem Interesse für die Geistes- und Sozialwissenschaften.
- Quellenliteratur: bei literarischen Quellen umfangreichere kritische literarische Editionen möglichst vollständig, insbesondere Gesamtausgaben osteuropäischer Schriftsteller, Rechts- und Geschichtsquellen, besonders die literarischen, Rechts- und Geschichtsquellen der nationalen Minderheiten.
- Forschungsliteratur: in Osteuropa erschienene wissenschaftliche Literatur aus den Geistes- und Sozialwissenschaften mit regionalem Bezug zu Osteuropa; größere Beschaffungstiefe bei Literatur in kleineren Sprachen.
- Zeitschriften und wissenschaftliche Schriftenreihen: vorrangig und in breiter Auswahl Titel aus den Geistes- und Sozialwissenschaften inklusive literarischer Zeitschriften.
- Biographien, Festschriften, Tagungsliteratur aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Differenzierte Auswahl
- Forschungsliteratur: westliche Literatur mit regionalem Bezug zu Osteuropa; in Osteuropa erschienene wissenschaftliche Literatur aus den Geistes- und Sozialwissenschaften ohne regionalen Bezug zu Osteuropa nach dem Prinzip der größeren Beschaffungstiefe in sprachgeographisch kleineren Sprachen, in enger Auswahl aus den sprachgeographisch größeren osteuropäischen Gebieten.
- Studienliteratur bei Sprache und Literatur, Geschichte und Recht: Literatur dieser Art in kleineren osteuropäischen Sprachen in relativ breiter Auswahl (z. B. Estnisch oder Albanisch), da hier wissenschaftliche Einstiegsliteratur nur in geringem Maße erscheint; bei den verbreiteten Sprachen (z. B. Russisch, Polnisch) nur in strenger Auswahl.
- Statistiken zu Wirtschaft, Politik und Sozialwissenschaft.
Strenge Auswahl
Hochschullehrbücher in den Geistes- und Sozialwissenschaften in osteuropäischen Sprachen, soweit keine andere wissenschaftliche Literatur publiziert wird.
Verzicht
- Populäre und Praktikerliteratur, Blindenbücher, Fahrpläne, Firmenschriften, unveröffentlichte Diplomarbeiten und Hochschulschriften, identische Auflagen und Ausgaben, Patentschriften, Schulbücher, Theaterprogramme, Übersetzungen aus westeuropäischen in osteuropäische Sprachen, Sonderdrucke.
- Wissenschaftliche Literatur und Studienliteratur einschließlich Zeitschriften, Schriftenreihen, Biographien, Festschriften und Tagungsliteratur zu naturwissenschaftlichen Disziplinen, Technik und Medizin, soweit kein gesellschafts- und sozialwissenschaftlicher oder historischer Bezug gegeben ist.
Sprachliche Aspekte
Als Publikationssprachen werden bei Literatur aus Osteuropa die Schriftsprachen aller eingangs genannten Länder berücksichtigt; relativ ist die Beschaffungstiefe bei Literatur in kleineren Sprachen größer. Bei Literatur aus westlichen Ländern werden Veröffentlichungen in allen osteuropäischen Sprachen sowie Werke auf Deutsch, Englisch und Französisch erworben.
Bei wissenschaftlicher Literatur nicht-philologischer Fächer in ost- und westeuropäischen Parallelausgaben wird die deutsch-, englisch- oder französischsprachige Ausgabe angeschafft. In Westeuropa, den USA und Kanada erschienene osteuropabezogene Literatur in Deutsch, Englisch oder Französisch hat Vorrang vor Literatur in anderen westlichen Sprachen.
Antiquarische Erwerbungen
Die rückwärtige Bestandsergänzung spielt für die Osteuropasammlung eine wesentliche Rolle. Im Mittelpunkt stehen slawischsprachige literarische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Veröffentlichungen aus Deutschland und anderen westlichen Staaten in osteuropäischen Sprachen.
Beschaffungsmöglichkeiten
Die Beschaffungsmöglichkeiten und Buchmärkte sind in den osteuropäischen Ländern unterschiedlich entwickelt. Insofern werden für die Sicherung der beschriebenen Beschaffungstiefe sowohl langfristige Kontakte zu Lieferanten genutzt als auch immer wieder neue Möglichkeiten gesucht. Das Buch- und Verlagswesen z.B. in den baltischen Ländern ist gut organisiert. In Russland unterliegt es einer großen Dynamik mit einer stärkeren Konzentration auf die Verlagsorte Moskau und Sankt Petersburg. Die Entwicklungen außerhalb dieser Zentren erfordert eine intensivere Zusammenarbeit mit Anbietern aus den jeweiligen Herkunftsgebieten. Wiederholt haben sich regionale und lokale bewaffnete Konflikte negativ auf die Literaturbeschaffung ausgewirkt.
Die Staatsbibliothek zu Berlin versucht, dieser Situation durch eine wachsende Vielfalt der Anbieter Rechnung zu tragen und auch alternative Möglichkeiten für die Literaturbeschaffung, zum Beispiel über Importeure, über Tausch sowie über Kleinanbieter und Privatpersonen, die über entsprechende Kontakte in der jeweiligen Region verfügen, zu nutzen. Die Verhältnisse für die Literaturproduktion und ihre Verteilung haben sich in den letzten Jahren in Osteuropa deutlich verbessert. Dennoch sind die genannten Erwerbungsgrundsätze von Land zu Land nur auf unterschiedlichem Niveau realisierbar.