Baugeschichte

Haus Unter den Linden

Am 4. November 2019 wurde die Grundinstandsetzung und Erweiterung des Gebäudekomplexes der Staatsbibliothek Unter den Linden mit einem Festakt abgeschlossen. Im Beisein von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, und Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, nahm Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf den Schlüssel von Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung, entgegen. Damit ist auch die zentrale Erschließungsachse des Gebäudes wiederhergestellt: eine prächtig inszenierten Raumfolge vom Eingang Unter den Linden bis zum zentralen Lesesaal.

Mit der Generalsanierung der Bibliothek wurde im Herbst 2015 eine Lücke in der Berliner Dachlandschaft geschlossen, zugleich erhielt der Boulevard Unter den Linden einen seit 74 Jahren vermissten Baustein zurück: Die im Jahr 1941 nach Bombeneinschlägen verlorene Kuppel über dem Hauptportal Unter den Linden ist wieder neu errichtet. In der Kuppel befindet sich eines der Magazine der Bibliothek.

Am 19. März 2013 wurden die Lesesäle feierlich eröffnet, der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, hielt die Festrede, hier rechts im Bild mit Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Ingeborg Berggren-Merkel, Abteilungsleiterin beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, und Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin - PK. Während des Festaktes wurde der Film Für Forschung und Kultur uraufgeführt, zu sehen unter anderem im  youtube-channel der Bibliothek.

Im Beisein der Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ingeborg Berggreen-Merkel, und des Staatssekretärs im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Rainer Bomba, erhielten am 10. Dezember 2012 der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, vom Architekten HG Merz und von der Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Rita Ruoff-Breuer, den Schlüssel für den neuen Allgemeinen Lesesaal und weitere Neubauten am Standort Unter den Linden.

Im April 2011 übergab das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung die ersten fertiggestellten Räumlichkeiten: Tresormagazine, Magazine mit Lipman-Regalsystem, Restaurierungswerkstatt, Buchbinderei, Büros.
 

Am 5. Februar 2008 setzte der Polier Frank Scheibal-Fiedler von der Firma Schälerbau - im Beisein der Bauarbeiter sowie von Engelbert Lütke-Daldrup (Staatssekretär im Bundesbauministerium), Florian Mausbach (Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung), Klaus-Dieter Lehmann (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Barbara Schneider-Kempf (Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin), HG Merz (Architekt) und rund 600 Gästen - dem Rohbau des neuen Allgemeinen Lesesaals die Richtkrone auf. Danach geht's zum zunftigen Richtschmaus im ebenfalls neu errichteten Rara-Lesesaal.

Am 24. April 2006 konnte der Grundstein gelegt werden. In der 8 Meter tief ausgehobenen Baugrube versammelten sich Hunderte Beschäftigte, Medienvertreter, Politiker und Freunde der Staatsbibliothek.

Am 9. Mai 2005 führten die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, Barbara Schneider-Kempf, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, und der Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Florian Mausbach, den ersten Spatenstich vor dem Ausheben der Grube für den künftigen Allgemeinen Lesesaal und die anderen Neubauten aus.

An der Stelle, an der einst der Kuppellesesaal stand, wurden in den Jahren 1984 bis 1987 vier Magazintürme errichtet. Diese konnten 2,2 Millionen Bände aufnehmen. Jedoch entsprachen die Türme in keiner Weise den funktionalen und organisatorischen Anforderungen eines modernen Bibliotheksbetriebes. Weder waren sie klimatisiert noch mit einer Buchtransportanlage ausgerüstet, auch war der problemlose Übergang zum sonstigen Bibliotheksgebäude lediglich auf einer Ebene möglich. Für die Wiederherstellung der funktionalen Mitte des Bibliotheksgebäudes Unter den Linden durch den Neubau eines zentralen Lesesaals mussten diese Magazintürme zunächst abgerissen werden.

Bevor die Türme abgebrochen werden konnten, waren bis Dezember 2002 alle darin aufbewahrten Bücher in ihr Zwischenlager im Westhafen zu bringen, was bedeutete: Mehr als 50 Kilometer Buch waren per Lkw in das Interims-Lager zu transportieren. Der eigentliche Abbruch der Betonkörper begann im Januar 2003.

Staub- und Lärmschutzwand

Die an den Hof um die Magazintürme angrenzenden Gebäudeteile, wo weiterhin Benutzungsbetrieb stattfand und Büros lagen, mussten vor Lärm und Staub geschützt sowie gegen herabfallende Teile gesichert werden. Am unmittelbaren Ort des Schneidens des Betons traten ca. 100 dB Schallimmission auf, für die umliegenden Orte gelang es, den Schall auf 55 dB zu dämmen, indem Fenster ertüchtigt sowie eine lichtdurchlässige Lärm- und Staubschutzfassade errichtet wurden.

Des Weiteren musste der Hof, auf dem die Magazintürme standen, für den Einsatz des Krans und der schweren Lkw ausgebaut sowie eine Tordurchfahrt vergrößert werden.

Der Abbruch der Betonkörper der Magazintürme war technisch äußerst anspruchsvoll; es kamen nacheinander drei Abbruchtechnologien zum Einsatz:

1. Betonsägen
Aus Sicherheitsgründen wurden die oberen Geschosse (vom Dach bis ca. 8m über Erdoberkante) im Schneidverfahren abgebaut. Dabei wurden Betonteile aus dem Bauwerk gesägt, mit Stahlketten gesichert und vom Kran auf bereit stehende Container verladen und abgefahren.

2. Knabberverfahren
Die unteren Geschosse (ab ca. 8 m über Erdoberkante) sowie die Kellergeschosse wurden im "Knabberverfahren" abgebaut. Die dabei heraus brechenden Betonstücke wurden mit einem Radlader ebenfalls in Container verladen und abtransportiert .

3. Hydraulisches Sprengen
Bei der Suche nach einem möglichst geräuscharmen Abbruch der Fundamentplatten entschied man sich für diese Technologie. Die Platten wurden siebartig angebohrt, danach wurde in den Bohrlöchern eine Flüssigkeit unter hohem Druck verpresst. Auf diese Weise wurden die Stahlbetonplatten buchstäblich auseinandergetrieben. Der Abtransport der so "zerlegten" Fundamente erfolgte dann wieder per Bagger und Container.

Im Mai 2004 war der Abbruch der Magazintürme beendet und die nötige Baufreiheit hergestellt.

Bilanz des Magazinabbruchs

  • Verlagerung von ca. 50.000 m Buchbeständen
  • Abriss von 7.000 m³ Stahlbetonwänden und -decken, 5.000 m³ Mauerwerkswänden und 2.200 m³ Fundamenten
  • ca. 50 t Stahl freigelegt und entsorgt
  • mehr als 700 Lkw-Fuhren zur Entsorgung aller Materialien
  • 1.240 m³ Spezialbeton Verstärkung der Fundamente der an den Hof angrenzenden Gebäudeteile
  • Förderung von 186.000 m³ Grundwasser, das in die Spree abgepumpt wurde.

Am 2. März vergibt die Jury im Architekturwettbewerb  für den Neubau des Lesesaales im Haus Unter den Linden den 1. Preis an den Stuttgarter Architekten HG Merz.

Nach der Verabschiedung der Konzeption Eine Bibliothek in zwei Häusern durch den Stiftungsrat Preußischer Kulturbesitz im Jahr 1998 und dem Aufstellen eines entsprechenden Raumprogramms für das Haus Unter den Linden wurde ein internationaler Architekturwettbewerb vorbereitet. Die Teilnehmer mussten dem Raumprogramm sowie einer Vielzahl architektonischer, technischer und organisatorischer Anforderungen an das künftige Bibliotheksgebäude begegnen. Zugleich war eine Architektursprache zu finden, die dem Bauwerk in exponierter Lage im Zentrum der deutschen Hauptstadt ebenso gerecht wird wie der internationalen Bedeutung der Bibliothek.

Aus 146 Bewerbungen (75 aus Berlin, 46 aus Deutschland, 17 aus Europa) zur Teilnahme am dem Wettbewerb wurden 15 Bewerber ausgewählt, 14 Entwürfe wurden eingereicht. Am 2. März 2000 trat das Preisgericht unter dem Vorsitz von Prof. Klaus Kumpert, freier Architekt in Freiburg im Breisgau, zusammen.

Für das Haus Unter den Linden waren tiefgreifende Entscheidungen zu treffen, die im Dezember 1998 durch den Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz fielen. Die Vertreter des Bundes und der Länder manifestierten die Konzeption EINE BIBLIOTHEK IN ZWEI HÄUSERN unter anderem dadurch, dass sie beschlossen, dem seit 1914 angestammten Sitz der Bibliothek Unter den Linden 8 seine volle Funktionsfähigkeit zurückzugeben, indem

  • die gesamte Altbausubstanz des Gebäudes saniert und instand gesetzt wird sowie

  • durch Neubauten - zentraler Lesesaal, Rara-Lesesaal, Tresormagazine, Ausstellungsbereiche - das Gebäude funktional und architektonisch ergänzt wird.

1999 : Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz beauftragt das Bundesamt für Bauordnung und Raumwesen (BBR) mit der Auslobung eines Architekturwettbewerbes für den Neubau eines zentralen Lesesaals und weiterer Bereiche sowie die Grundinstandsetzung des Hauses Unter den Linden. In einem vorgeschalteten Bewerbungsverfahren werden unter 146 Bewerbern 15 Architekturbüros ausgewählt, von denen sich 14 am Wettbewerb beteiligen.

Die Erneuerung der Fundamentbereiche hatte zugleich die Grundinstandsetzung des Kellergeschosses zur Folge. Allein dieses Geschoss umfasst eine nutzbare Fläche von 9 000 m². Auf rund 60 % dieser Fläche sind haustechnische Anlagen untergebracht. Vor Beginn der Gründungsarbeiten musste der Keller vollständig entkernt und alle dort installierten haustechtechnischen Versorgungs- und Entsorgungsleitungen provisorisch umverlegt werden, ohne den Bibliotheksbetrieb zu unterbrechen. Während der abschnittsweisen Fertigstellung der Gründungssanierung wurde das Kellergeschoss neu aufgebaut.

Das bedeutete im Einzelnen:

  • Neubau einer wasserundurchlässigen Kellersohle,
  • Neubau eines zusätzlichen Installationsgeschosses im Tiefgründungsbereich,
  • Instandsetzung und teilweise Neubau aller Decken und Wände,
  • Herstellung einer neuen Raumstruktur, einschließlich eines neuen Fluchtwegenetzes,
  • Erneuerung aller Fenster (mit elektromotorischer Entrauchung der Technik- und Lagerräume),
  • Neubau einer Trafostation (mit 3 Trafozellen, einer Netzersatzanlage, einer Mittelspannungsanlage sowie einer Anlage zur automatischen Entrauchung im Brandfall),
  • vollständige Erneuerung aller haustechnischen Anlagen.

Die Erneuerung der im Kellergeschoss installierten Haustechnik zog wiederum die Errichtung eines komplett modernisierten Heizungssystems für das gesamte Bibliotheksgebäude nach sich. Im Kern besteht dieses neue System aus einer neuen Fernwärme-Übergabestation, aus zehn Unterstationen sowie diese Stationen verbindenden Primärleitungen für den Wärmevor- und -rücklauf. Selbstverständlich wird das Gesamtsystem der Heizungsanlage über modernste Mess- und Regeltechnik so gesteuert und betrieben, dass das Gebäude in Abhängigkeit von der Außentemperatur und damit energiesparend mit Wärme versorgt wird. Da die im Keller installierte moderne Heizungstechnik nicht mit dem übrigen Hausnetz kompatibel war - dessen Leitungen und Heizkörper stammten zu großen Teilen noch aus der Zeit der Eröffnung des Ihnebaus im Jahr 1914 - mussten auch diese Anlagen im Rahmen der Kellersanierung erneuert werden. Von diesen Arbeiten waren alle im Bibliotheksgebäude untergebrachten Bereiche betroffen. Insgesamt wurden 1 820 Heizkörper erneuert, 14 Kilometer alte Rohrleitungen demontiert und mehr als 8,2 Kilometer neue Heizleitungen installiert. Die dafür in den Magazinen, Lesesälen und Büros erforderlichen Sicherungsmaßnahmen waren immens. So mussten z. B. allein für den Staubschutz mehr als 50 000 m² Schutzfolie verbaut werden. - Die Gesamtkosten für alle Arbeiten im Keller und für die Modernisierung der Heizungsanlagen beliefen sich auf 35 Millionen €.

Das historische Gebäude der Staatsbibliothek zu Berlin steht inmitten des Berliner Urstromtals. Große Teile der bebauten Fläche befinden sich im Bereich nicht tragfähiger holozäner Ablagerungen (Torf, Mudde). Aus diesem Grund wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Fundamente ganzer Gebäudebereiche auf rund 2 700 Holzpfähle gegründet. Diese Gründungspfähle aus Kiefernholz hatten einen Durchmesser von ca. 30 cm und standen zwei- bis vierreihig im Abstand von ca. 80 cm.

Während der 1991 durchgeführten umfangreichen Untersuchung zum baulichen Zustand des Bibliotheksgebäudes wurde festgestellt, dass im Lauf der Jahre aufgrund unkontrollierter Grundwasserabsenkungen im Umfeld des Gebäudes diese Holzpfahlgründung nachhaltig beschädigt worden war. Um die Standfestigkeit des Gebäudes zu sichern, musste sofort die Sanierung der Gründung eingeleitet werden.

Nach Abschluss der Planungen wurde ab dem Jahr 1995 die nicht mehr tragfähige Holzpfahlgründung nach und nach ersetzt. Das ganze Bauprojekt erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Jahren. Bis 2001 wurden insgesamt 2 300 neue Pfähle aus Stahlbeton verpresst, deren Gesamtlänge 50 Kilometer umfasst; 5 200 t Zement sowie mehr als 540 t Stahl wurden für deren Herstellung verbraucht.

Doch nicht allein quantitative Kennziffern charakterisieren die Dimension der geleisteten Arbeit. Beinahe eindrucksvoller ist, wie die mit dem Bauprojekt verbundenen ingenieurtechnischen Herausforderungen gemeistert wurden. Bei laufendem Bibliotheksbetrieb wurde die Ersatzpfahlgründung errichtet und das Gewicht des großen Gebäudes auf diese übertragen. Die Umverteilung der Lasten erfolgte dabei exakt wie von den Statikern berechnet und vorherbestimmt.

1992: Anmietung eines ehemaligen Getreidespeichers im Westhafen und Umbau als Magazingebäude für die während der Sanierung des Hauses Unter den Linden unterzubringenden Bestände

1993/94: Rekonstruktion des Saales des Systematischen Kataloges und der historischen Räume der Generaldirektion

1995: Abschluss der Sanierung der Hauptdachflächen: Ohne die Flächen an der Front zum Boulevard Unter den Linden werden 4200m² Dachfläche denkmalgerecht instand gesetzt

1995: Beginn der Sanierung der Gebäudegründung

1996: Kostenvorermittlung für die Gesamtsanierung des Hauses Unter den Linden
 

Nach der 1983 getroffenen "Grundsatzentscheidung zum Investitionsvorhaben Neubau von vier Büchertürmen der Deutschen Staatsbibliothek" beginnen die Bauarbeiten für die dringend benötigten Magazine. Die Pläne basieren auf einem standardisierten Bauprojekt für Industriesilos.

1987 werden die vier Magazintürme mit einer Kapazität von 2,2 Mio. Bänden auf dem Gelände des ehemaligen Kuppellesesaals zur Nutzung übergeben. Problematisch ist von Beginn an ihre unzureichende Anbindung an die sonstigen Gebäude, die mangelhafte Klimatisierung und das Fehlen einer modernen Buchtransportanlage.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 werden 1992 auch die beiden bis dahin selbständigen wissenschaftlichen Universalbibliotheken in Ost- und West-Berlin mit jeweils vollem Funktionsumfang - in Erwerbung, Erschließung, Benutzung und einiger in die Gesamtbibliothek eingebundener Sonderabteilungen - institutionell zusammengeführt. In den darauffolgenden Jahren wurden die grundlegenden Beschlüsse gefasst, um die Funktionen der einen Bibliothek so auf zwei bestehende Gebäude zu verteilen, dass eine sinnvolle und zweckmäßige Gesamtorganisation und eine klare Funktionsteilung entstanden.

Erste Bau-Voruntersuchungen und ein Gutachten verdeutlichten, dass der gesamte Gebäudekomplex Unter den Linden grundlegend sanierungsbedürftig war.

1955 kam die Wiederherstellung des Gebäudes vorerst zu einem Abschluss, der Kuppellesesaal jedoch blieb als Ruine im Zentrum des Gebäudes stehen.

Da die Baukapazitäten in der DDR für einen Wiederaufbau des Kuppellesesaals nicht ausreichten, begann im April 1975 der Abbruch des beschädigten Kuppellesesaals und des angrenzenden Lesesaals der Universitätsbibliothek.
 

Bei Kriegsende war der wilhelminische Prachtbau Unter den Linden schwer beschädigt - unter anderem war der zentrale Kuppellesesaal unbenutzbar geworden - und die Bestände der preußischen Staatsbibliothek auf viele Auslagerungsorte verstreut worden. Dennoch nahm im Oktober 1946 die Bibliothek unter dem Namen Öffentliche Wissenschaftliche Bibliothek den Benutzungsbetrieb wieder auf.
 

Nachdem das Gebäude der Preußischen Staatsbibliothek Unter den Linden zum ersten Mal von einer Bombe getroffen worden war, begann die Evakuierung der Bestände der Bibliothek. Nach und nach wurde der gesamte Bestand der größten wissenschaftlichen Bibliothek des Deutschen Reiches  in 30 Auslagerungsorte gebracht, um sie vor Kriegsschäden wie Bombentreffer, Brände, Löschwasser, Plünderungen zu schützen.

Am 15. Februar 1945 wird der Kuppellesesaal von einer Luftmine getroffen und schwer beschädigt. Das Gebäude ist zu annähernd 40% zerstört; Kuppeln, Dächer, Fenster, Türen, technische und elektrische Anlagen sowie das Inventar sind schwer beschädigt.

Am 22. März wird die Königliche Bibliothek Unter den Linden eingeweiht. Äußeres Merkmal ist ein auf Repräsentation ausgerichteter Baustil. Entsprechend ist im Innern das Gebäude auf eine Mittelachse hin orientiert, die im zentralen Kuppellesesaal ihren Höhepunkt findet. Die Vorbilder für den oktogonalen Kuppelraum von 34 Metern Höhe und 43 Metern Durchmesser stehen in London und Washington. Die Kuppel wird in nur 53 Arbeitstagen montiert. - Bei seiner Eröffnung sind im Lesesaal 372 Arbeitsplätze eingerichtet. Das Magazin der Bibliothek besteht aus einer selbsttragenden Regalkonstruktion der Firma Lipman mit einer Kapazität von rund 3 Mio. Bänden. Eine moderne Entstaubungsanlage verbindet fast alle Räume des Gebäudes. - Allen technischen Höchstleistungen zum Trotz gerät das neue Bibliotheksgebäude schnell in Kritik: Bemängelt werden schlechte Lichtverhältnisse im Kuppellesesaal, die zu geringe Kapazität der Handbibliothek von knapp 14.000 Bänden (welche bis in die 30er Jahre verdoppelt wird), Repräsentation statt Zweckmäßigkeit; u. a. fehlt viele Jahre für den Bibliotheksbetrieb eine funktionsgerechte Buchtransportanlage.

1914 ist die Bibliothek der größte Bibliotheksbau der Welt.

Am 2. September erfolgt auf dem ehemaligen Gelände der Preußischen Akademie der Wissenschaften der erste Spatenstich für den Neubau der Königlichen Bibliothek. Die Größe des Bauplatzes von ca. 18.000 qm über einem Grundriss von 107 x 170 Metern erlaubt es, sowohl die Universitätsbibliothek als auch die Akademie der Wissenschaften in das Gebäude zu integrieren. Hofarchitekt Ernst von Ihne entwirft die Pläne, die Bauausführung liegt in der Hand von Anton Adams.
 

Ernst von Ihne (1848-1917) studierte Architektur und Bau in verschiedenen Ländern (England, Deutschland, Frankreich). Kontakte des Vaters zum englischen Hof zahlen sich für den Sohn aus und begründen dessen Beziehungen zum preußischen Hof, er begann, sich der kaiserlichen Familie in Berlin mit repräsentativen Privatbauten zu empfehlen. 1888 wurde er zum Hofbaurat ernannt. Wilhelm II. sah in Ihne die geeignete künstlerische Persönlichkeit, um seine Vorstellungen von der zukünftigen Verschönerung der Reichshauptstadt Berlin durch Monumentalbauten zu verwirklichen. - Die Verwurzelung Ihnes in zwei Kulturregionen prägte den architektonischen Charakter seiner Bauwerke: deutsche Renaissance-Elemente mischten sich mit der Bauweise englischer Landsitze. 1912 wurde er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste und Ehrendoktor der University of Pennsylvania.