Laufende Baumaßnahmen und Planungen

Das Gebäude der Staatsbibliothek zu Berlin am Standort Potsdamer Straße wurde in den Jahren 1967 bis 1978 nach Plänen von Hans Scharoun und unter maßgeblicher Mitwirkung von Edgar Wisniewski errichtet. Es gehört zu den bedeutenden Kulturbauten am Berliner Kulturforum und wurde 2005 in die Berliner Denkmalliste aufgenommen.
In dem Gebäude arbeiten insgesamt rund 600 Beschäftigte der Staatsbibliothek und des Ibero-Amerikanischen Instituts auf einer Brutto-Geschossfläche von rund 110.000 Quadratmetern.
Nach über 40 Jahren intensiver Nutzung müssen die Bausubstanz und nahezu alle technischen Anlagen des Gebäudes dringend im Rahmen einer Grundinstandsetzung saniert werden. Weiterer wesentlicher Anlass der Grundinstandsetzung ist eine umfassende Schadstoffsanierung, die unter anderem die im großen Raumkontinuum eingebauten Abhangdecken betrifft. Die Schadstoffsanierung der Lesesaaldecken macht aufgrund der räumlichen Geometrie eine Schließung des Hauses unumgänglich. Im Zuge dieser umfangreichen Arbeiten soll das Gebäude außerdem an den heutigen Bedarf einer modernen, zukunftsorientierten Bibliothek angepasst werden. Insbesondere sind eine Neuordnung der Zugangssituation und die Neugestaltung der öffentlichen Bereiche im Foyer geplant.
Bereits in den Jahren 2004 bis 2016 erfolgte als sogenannte vorgezogene Maßnahme in Teilbereichen des Gebäudes ein Ausbau asbesthaltiger Baustoffe. Baulich war dies in kleinen Abschnitten unter Aufrechterhaltung des gesamten Bibliotheksbetriebes noch möglich. Ebenfalls schon abgeschlossen sind die Erneuerung der Bauwerksabdichtung und die Fassadensicherung (2010 bis 2016). Seit 2018 läuft – als weitere vorgezogene Maßnahme der Grundinstandsetzung – die Sanierung der Natursteinfassade sowie der Betonbrüstungen und -treppen.


Ausblick
Der Realisierungswettbewerb für die Grundinstandsetzung der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, wurde im September 2019 entschieden. Das mit der Projektleitung von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beauftragte Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung erstellt aktuell die Haushaltunterlage für die Grundinstandsetzung des Hauses. Die Bewilligung der Haushaltsmittel und damit die Aufstellung einer belastbaren Terminschiene für die Baudurchführung steht noch aus.
Weitere Informationen zum Bauprojekt:
BBR - Bauprojekte - Staatsbibliothek zu Berlin – Haus Potsdamer Straße (bund.de)

Häufig gestellte Fragen
Welche Schadstoffe gibt es im Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek?
Bei der Entstehung des Gebäudes der Staatsbibliothek zu Berlin an der Potsdamer Straße in den 1960er- und 1970er-Jahren wurden nach dem damaligen Stand der Technik diverse schadstoffhaltige Materialien verbaut. Diese Materialien wurden 2001 von einem darauf spezialisierten Büro systematisch in einem sogenannten Schadstoffkataster erfasst. Die asbestbelasteten Bauteile wurden gemäß der Asbestrichtlinie nach Dringlichkeitsstufen bewertet. Fundstellen waren unter anderem die Abhangdecken über den Lesesälen, raumlufttechnische Anlagen sowie Dach- und Fensterbereiche.

Grundsätzlich wird bei asbesthaltigen Materialien danach unterschieden, ob die Asbestfasern in schwach gebundener oder fest gebundener Form vorliegen. Asbestfasern, die fest gebunden in Bauteilen vorliegen, setzen keine Fasern frei. Erst bei mechanischer Beanspruchung der Bauteile (zum Beispiel Bohren, Sägen oder Schleifen) werden Asbestfasern aus dem Materialgefüge gelöst und freigesetzt. Da diese Fasern aufgrund ihrer geringen Größe eingeatmet werden können, werden sie als gefährlich eingestuft. Schutzmaßnahmen sind dann unabdingbar.

Welche Arbeiten zur Asbestsanierung fanden bereits statt?
In Vorbereitung der Grundinstandsetzung wurden einzelne Maßnahmen unter Aufrechterhaltung des Bibliotheksbetriebs aufgrund der Dringlichkeit bereits vorab durchgeführt. Aufgeteilt in zahlreiche kleinere Bauabschnitte wurden Teile der asbesthaltigen Baustoffe der sogenannten Dringlichkeitsstufe I zwischen 2004 und 2017 ausgebaut, wie zum Beispiel Brandschutzklappen und asbesthaltige Lüftungs- und Entrauchungskanäle. Die Dringlichkeitsstufe I resultiert aus einer in der Asbest-Richtlinie vorgegebenen Punktebewertung. Sie stellt die dringlichste von drei möglichen Stufen dar. Ergibt die Punktebewertung die Dringlichkeitsstufe I, besteht in der Regel ein unverzügliches Sanierungsgebot. Zudem erfolgte der Austausch von rund 25.000 Quadratmetern asbesthaltigem Fußbodenaufbau in den Magazinen im Bücherturm.

Warum ist nach wie vor eine Schadstoffsanierung notwendig?
In den 1960er-und 1970er-Jahren kamen umfangreich Baustoffe zum Einsatz, die nach heutigem Kenntnisstand als Schadstoffe eingestuft werden. Neben Asbest sind dies zum Beispiel KMF (Künstliche Mineralfasern), die vor 2005 hergestellt wurden, PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), PCB (Polychlorierte Biphenyle) und Formaldehyd. Asbestprodukte wurden in Deutschland industriell ab den 1950er bis in die 1990er Jahre im Baubereich in großem Umfang eingesetzt.

Einige Bereiche im Haus Potsdamer Straße können aufgrund der räumlichen Geometrie des Gebäudes und ihrer Größe nicht bei laufendem Bibliotheksbetrieb saniert werden. Die Sanierung dieser Bereiche bedingt eine Schließung des Hauses. Der zwischen 2004 und 2017 erfolgte Ausbau asbesthaltiger Baustoffe umfasste lediglich Teile der asbestkontaminierten Bauteile der höchsten Dringlichkeitsstufe. In vielen verhältnismäßig kleinen Bauabschnitten konnten diese Bauteile damals bei laufendem Bibliotheksbetrieb entfernt werden. Die asbestkontaminierten Lesesaaldecken (ebenfalls Dringlichkeitsstufe I) konnten im laufenden Betrieb nicht saniert werden. Es gibt damit noch immer asbesthaltige Baustoffe im Gebäude, die bei Instandhaltungs- oder Erneuerungsmaßnahmen oder durch vergleichbare physische Einwirkungen gesundheitsgefährdende Fasern freisetzen können. Außerdem gibt es noch verschiedene weitere schadstoffhaltige Baustoffe im Gebäude, die im Rahmen einer Schadstoffsanierung während der Grundinstandsetzung ausgebaut werden müssen.

Wann muss mit der endgültigen Sanierung begonnen werden?
Aufgrund der ermittelten Dringlichkeitsstufen ist gemäß Asbestrichtlinie eine zeitnahe Sanierung erforderlich. Wo noch keine umgehende Sanierung möglich war, wurden vorläufige Schutzvorkehrungen im Sinne der Asbestrichtlinie getroffen und es finden regelmäßige Kontrollmessungen der Innenraumluft statt.

Wie wird sichergestellt, dass keine Gefahr von den noch vorhandenen asbesthaltigen Baustoffen ausgeht?
Um das Vorhandensein von Asbestfasern in der Innenraumluft auszuschließen, werden im Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek seit 2003 Kontrollmessungen durchgeführt, seit 2015 in kürzeren Zeitabständen sogar vierteljährlich an ungefähr 30 Messpunkten. Bei einer positiven Schadstoffmessung mit Überschreitung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte müsste der Betrieb umgehend eingestellt werden.

Aktuell befinden sich insbesondere in den Abhangdecken der Staatsbibliothek noch asbesthaltige Baustoffe der höchsten Dringlichkeitsstufe I. Hier kann eine Sanierung der Bereiche nur im Zusammenhang mit umfangreichen Rückbauarbeiten stattfinden, für die eine Schließung der Bibliothek erfolgen muss. Als vorläufige Maßnahme im Sinne der Asbestrichtlinie wurde der hier befindliche Installationsbereich gesperrt und darf nur für Wartungszwecke und Notfallmaßnahmen von eingewiesenem Personal mit entsprechender Schutzausrüstung betreten werden.

Neben den vierteljährlichen Messungen und Sperrungen der betroffenen Bereiche wird das Asbestkataster laufend fortgeschrieben, aktuell durch die Aufstellung des Schadstoffkatasters für die geplante Grundinstandsetzung. Weitere Maßnahmen sind erst im Rahmen der Grundinstandsetzung geplant.

Stand: 17.5.2024