Kinder- und Jugendliteratur

Abschnitt 4: Originalvorlagen zu Berliner Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen

Seit rund 190 Jahren, beginnend mit der ersten englischen Übersetzung German popular stories (London, 1823) mit den skurrilen Illustrationen von George Cruikshank, werden die Märchen von Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Länder und Stilepochen interpretiert. Der großen Bedeutung von Illustrationen für die Rezeption der Kinder- und Hausmärchen trägt die Ausstellung mit einem eigenen Abschnitt zur Illustrationsgeschichte der Berliner Ausgaben Rechnung. Gezeigt werden Originalvorlagen aus sieben Jahrzehnten – von 1945 bis zur Gegenwart.
Zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts, von denen die Kinder- und Hausmärchen illustriert wurden, gehört zweifellos der Dresdner Graphiker und Maler Josef Hegenbarth, der hier mit einer unveröffentlichten Arbeit zu Rapunzel vertreten ist. Illustrationen aus den fünfziger Jahren werden am Beispiel der Blätter von Lea Grundig, Erich Gürtzig und Karl Fischer gezeigt. Die wichtigste Berliner Ausgabe der sechziger Jahre war die 1962 erschienene Märchen-Auswahl in der Ausstattung von Werner Klemke. Die Beliebtheit dieses Bandes misst sich auch daran, dass er seit fünf Jahrzehnten in Nachauflagen ständig auf dem Markt ist: 2012 wurde bei Beltz eine Sonderedition zum 200. Jahrestag der Kinder- und Hausmärchen veröffentlicht. So unterschiedliche künstlerische Handschriften wie die von Harald Metzkes und Bernhard Nast repräsentieren die Illustrationskunst der siebziger Jahre. Nach einem Rückgang der Grimm-Ausgaben in diesem Jahrzehnt gab es in den achtziger Jahren einen Boom an Grimm-Interpretationen, den die Ausstellung durch eine angemessen breite Auswahl dokumentiert, zu der u.a. Arbeiten von Peter Becker, Gerhard Bläser, Albrecht von Bodecker, Karl-Georg Hirsch, Gerhard Lahr, Ruth Mossner, Dieter Müller, Gisela Röder und Rainer Sacher gehören. Eine amüsante, ironisch gebrochene Lesart des Märchens Die Bremer Stadtmusikanten legte Klaus Ensikat mit seiner Interpretation aus dem Jahr 1994 vor. Die Vielfalt der Stile und Formen in der Gegenwart spiegeln Illustrationen von Hans Baltzer, Sibylle Leifer, Sabine Wilharm und Judith Zaugg.


Exponate zu Abschnitt 4