Landwirtschaft · Forstwirtschaft

Ein Katalogteil des Alten Realkataloges (ARK)
 

Der Bestand an land- und forstwirtschaftlicher Literatur entspricht dem universellen Sammlungsanspruch der Staatsbibliothek, der auch bei den Natur- und angewandten Wissenschaften ein breit gefächertes Spektrum anstrebte.

Für den Katalogteil Landwirtschaft · Forstwirtschaft wurde im Alten Realkatalog der sehr allgemeine und für das heutige Verständnis so nicht gebräuchliche bzw. irreführende Begriff „Ökonomie“ verwendet. In der Onlineversion der Historischen Systematik wurde dieser umbenannt in „Landwirtschaft · Forstwirtschaft“.
Der Terminus „Ökonomie“ wird in der Wissenschaftsgeschichte wesentlich eingeschränkter benutzt und zwar im Sinne von Hauswirtschaft, Haushaltung, wirtschaftlicher Sparsamkeit. Die großen Konversationslexika im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Meyer, Brockhaus) verwenden „Ökonomie“ ausschließlich in diesem allgemeinen Sinn mit Hinweisen auf vielfache Verwendung in der Landwirtschaft. Auch die berühmte „Oekonomische Encyklopädie“  (1773–1858) von Johann Georg Krünitz verfährt so.

Die begrifflich erst seit dem  19. Jahrhundert, inhaltlich aber schon seit dem 16. Jahrhundert bekannte „Hausväterliteratur“ (enthalten bei Allgemeines · Einzelnes) entspricht mit ihren Ökonomiken, Ratgebern und Hausbüchern am ehesten der sehr weitgehenden sachlichen Untergliederung des Katalogteils „Ökonomie“ im ARK, der ja nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch Forst- und Jagdwesen umfasst. Fast als inhaltliches und begriffliches Äquivalent aus der endlosen Reihe der Hausväterliteratur-Autoren anzusehen, ist der erstmals 1702 in Nürnberg erschienene „Oeconomus prudens et legalis“ des Theologen, Schulrektors und Landwirtschaftsautors Franz Philipp Florin. Dieses im 18. Jahrhundert mehrfach aufgelegte, umfangreiche Werk behandelt bereits alle im ARK unter „Ökonomie“ verzeichneten Gebiete:
Haushalt im allgemeinen, Wirtschaft im allgemeinen, Acker- und Wiesenbau im besonderen, Garten- und Waldbau, Pferdezucht, Viehzucht im besonderen, Seiden-, Bienen- und Fischzucht sowie zahlreiche „hausväterliche“ bzw. hauswirtschaftliche Themen.

Der Landwirtschaft als moderner Wissenschaft und wichtigem Teil der Volkswirtschaft trugen bei der Anlage der Systematik solche Systemstellen wie > Gesellschaften · Kongresse oder > Institute · Akademien · Versuchsstationen · Lehrgüter · Versuchsgüter Rechnung.

In allen Bereichen mit regionaler Gliederung verläuft die Abfolge der Länder, beginnend mit Europa, prinzipiell von West nach Ost: von Portugal bis zu den Balkanländern, darauf folgen Asien, Afrika, Amerika und Australien. Die Zuordnung der Länder, Regionen, Provinzen und Orte richtet sich nach den politischen Gegebenheiten zur Entstehungszeit des ARK Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Abfolge der Länder: Länderschlüssel

Allerdings ist das Angebot auf dem Gebiet der deutschen Landwirtschaft deutlich größer als bei anderen Ländern, sowohl was allgemeine Darstellungen der landwirtschaftlichen Verhältnisse auf kleinster regionaler Ebene betrifft, als auch spezielle Literatur über oder von deutschen landwirtschaftlichen Instituten, Akademien, Lehr- und Versuchsgütern. Hier geht dann auch die regionale Tiefengliederung bis zu den einzelnen Orten und Landschaften, was bei anderen Ländern oder Großregionen nicht der Fall ist.

Bei den eigentlichen Sachgruppen wie Feldbau, Viehzucht, Forst- und Jagdwesen ist die Tiefengliederung auch nicht überall befriedigend ausgeprägt. Dafür verbergen sich viele spezielle Titel in Untergruppen mit der Bezeichnung „Allgemeines · Einzelnes“.

Verluste durch den Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die land- und forstwirtschaftlichen Bestände zusammen mit denen der Naturwissenschaften und Technik nach Pommern, in den Gutshof in Schötzow (Skoczów) ausgelagert. Sie müssen leider als überwiegend verloren angesehen werden. Ein gewisser Anteil dieser Bestandsgruppe befindet sich heute in der Bibliothek der Landwirtschaftlichen Akademie Lublin. Antiquarische Ankäufe zur Lückenergänzung wurden in den Jahrzehnten nach Kriegsende regelmäßig getätigt, was die Menge des Verlorenen jedoch bisher nicht ausgleichen konnte. Die letzte größere Gelegenheit bot sich im Jahre 2003 mit dem Ankauf von ca. 200 Bänden jagd- und forstkundlicher Literatur aus der berühmten Jagdbibliothek Kurt Lindners.