Kinder- und Jugendliteratur

Abschnitt 1: Die Erstausgabe der Kinder- und Hausmärchen und die Auflagen bis 1857

1806 hatten Jacob und Wilhelm Grimm mit dem Sammeln der Märchen begonnen. Während eines Besuchs in Kassel im Frühjahr 1812 regte Achim von Arnim die Publikation der Märchen an, und einige Wochen später bat ihn Jacob Grimm, einen geeigneten Verleger zu suchen: „Kannst Du einmal dort einen Verleger zu den von uns gesammelten Kindermärchen bereden, so tu es doch, am Ende tun wir auf Honorar Verzicht und halten es nur für eine mögliche zweite Auflage aus [...] .“
Bereits im Juni 1812 kam von Arnim aus Berlin die Nachricht, dass Georg Andreas Reimer die Märchen in seiner Realschulbuchhandlung veröffentlichen lassen wolle. Wenige Monate später, am 20. Dezember 1812, erschien der erste Band der Kinder- und Hausmärchen. Der zweite Band der Erstausgabe wurde 1815 veröffentlicht, eine zweite Ausgabe erschien 1819 im gleichen Verlag, der 1817 in „Reimersche Buchhandlung“ umbenannt worden war. Diese zweibändige Ausgabe wurde 1822 um einen weiteren Band ergänzt, der die Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen enthielt.
Zur Popularität der Märchensammlung trug maßgeblich die 1825 publizierte sogenannte Kleine Ausgabe mit sieben Kupfern von Ludwig Emil Grimm bei, für die 50 Märchen ausgewählt wurden, die noch heute zu den bekanntesten gehören. Wegen anhaltender Auseinandersetzungen um ausstehende Honorarzahlungen mit Georg Andreas Reimer wechselten Jacob und Wilhelm Grimm den Verlag. Die dritte Auflage der Großen Ausgabe erschien 1837 bei Dieterich in Göttingen. Zu Lebzeiten der Brüder Grimm wurden dort noch vier weitere Auflagen der Großen Ausgabe publiziert: Die vierte Auflage erschien 1840, die fünfte 1843, die sechste 1850 und die siebente, die „Ausgabe letzter Hand“, wurde 1857 veröffentlicht. Die Kleine Ausgabe erschien bis zur fünften Auflage weiterhin bei Reimer, die sechste und siebente Auflage wurden von dem Berliner Verleger Wilhelm Besser veröffentlicht, die achte bis elfte Auflage druckte dessen Geschäftsnachfolger Franz Duncker.