Kinder- und Jugendliteratur

Handschriftliche Dokumente

Georg Andreas Reimer: Brief an Wilhelm Grimm.
Anklam, 17.9.1812.
Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung
Signatur: Nachl. Grimm 1514, Bl. 2r
Transkription (Auszüge):
Georg Andreas Reimer, Verleger der Märchen, an Wilhelm Grimm
Anklam den 17n Septbr. 1812.
[…]
Es freut mich daß Sie meinen durch Arnim Ihnen gemachten Vorschlag annehmlich gefunden haben. In Absicht einer nähern Bestimmung kommt es auf Sie allein an, ob wir die Anzahl der Expl. genau bestimmen wollen, nach deren Absatz das Honorar bezahlt werden soll, oder ob Sie die Summe und Zeit der Zahlung mir anvertrauen wollen; ich werde Ihren Vortheil und meine Verbindlichkeit im letzten Fall nie aus den Augen verlieren. Bei dem allgemein gefühlten Bedürfniß, das Ihr Buch zu befriedigen trachtet, und das Sie gewiß im besten Sinn und mit der wahren Rücksicht auf kindliche Gemüther erfüllen werden, freue ich mich ausnehmend auf das Buch. Was das Aeußere desselben anlangt, so werde ich darin Ihren Wünschen zu begegnen suchen.
Können Sie mir die Handschrift bald zusenden, so will ich den Druck zu befördern suchen, so daß sie im nächsten Monat gedruckt, und daher vor Weihnachten fertig allenhalben zu erhalten seyn kann. Daß es aber unter den obenangeführten Umständen im Meßkatalog fehlt werden Sie entschuldigen. Da das ganze Unternehmen nicht eben ein großes Risiko mit sich führt, so bin ich bereit den zweiten Band erscheinen zu lassen auch ehe der Erfolg über den ersten bestimmt entschieden hat, wenn Sie früher oder später bald damit fertig seyn möchten.
[…]
Leben Sie recht wohl! Meine Familie erfreut sich sehr Ihrer wohlwollenden Erinnerung; lasse Sie diese ferner Ihrem gütigen Andenken empfohlen bleiben
G. Reimer (Abb.)


Wilhelm Grimm: Brief an Georg Andreas Reimer.
Kassel, 5.1.1813.
Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung
Signatur: Nachl. Grimm 1514, Bl. 35r
Fehlstelle im Blatt durch Siegelausriss.
Transkription (Auszüge):
Wilhelm Grimm an Georg Andreas Reimer, Verleger der Märchen

Caßel am 5t Januar 1813.
Lieber Reimer, ich habe Ihre Sendung mit unsern Exemplaren der Märchen richtig erhalten und wiederhole Ihnen meinen Dank für alle Bemühung im Ganzen wie im Einzelnen. Ich habe die Sorgfalt der Correctur erkannt, bis auf die letzten Bogen, wo einige Druckfehler sind, indeßen da sie meist nur ausländische Wörter treffen, wären sie noch zu übersehen gewesen, wenn nicht ein anderes Versehen müßte verbeßert werden. Nämlich No 86 das Vexirmärchen von dem Fuchs ist ganz vergeßen und vexirt demnach mehr als es sollte, es könnte auch wohl auf den zweiten Band warten, allein es ist in dem Anhang p. LVI. LVII. ausführlich commentirt, daher es doch nothwendig muß nachgeliefert werden. Ich bitte sie daher das Blatt 387 u 388. umdrucken zu laßen auf zwei Blätter, so daß auf 388. das Vexirmärchen vom Fuchs kommt und ein neues Blatt zum Anhang S. LXI. die nachzutragenden Anmerkungen enthält sammt den Druckfehlern und Verbeßerungen. […] Ich hoffe, daß Ihnen dies auf keine Art beschwerlich ist und daß den ietzigen Besitzern diese Blätter leicht können nachgeliefert werden. — Außerdem habe ich noch einen Vorschlag. Ich wollte anfangs gern ein Kupfer zu dem Buch, ein Bruder von mir der in München lebt ist, wie man spricht, ein junger Künstler und den hätte ich darum gebeten, wenn die Zeit nicht zu kurz gewesen wäre. Indeßen schickt er mir vor wenigen Tagen aus seinen Studien zwei Kinderköpfchen, die sich allerliebst dazu paßen, Arnim wird Ihnen das Bild zeigen, es sind, wie ich meine, zwei ausgezeichnet liebliche und doch gründlich gedachte Köpfe, die mit gewöhnl. Bücherbildern nicht zu verwechseln sind und einen eigenen Werth haben. Man müßte sie queer vorsetzen, was zwar in etwas gegen die Sitte an sich aber eher beßer wäre; ich zweifle nicht, daß sie dem Buch viele Kaüfer verschaffen werden. Ich habe ihn nun gebeten, die Platte für das Buch herzugeben, ich hoffe, daß er es thun wird, dann soll er sie direct an Sie absenden, Sie laßen dort (falls Sie, wie ich glaube, nichts dagegen haben) die Abdrücke machen und dann könnte das Bild mit den neu gedruckten Blättern den Besitzern des Buchs nachgeliefert werden, die übrigen Exemplare wären dann besser zu broschiren des Bildes wegen. Die Platte wird freilich nicht so viel Abdrücke geben, als Exemplare da sind, da es blos radirt ist, allein sind die erst verkauft schafft er Rath und radirts noch einmal. —
[…]
am 26t Jan.
Der Brief ist liegen geblieben, weil ich erst Antwort von meinem Bruder des Bildes wegen abwarten wollte, die ist nun angekommen, daß er es nicht abgeben kann, also ist es für diesen Band nichts, indeßen will er mir für den zweiten Band etwas anderes radiren.
[…]
Leben Sie wohl und seyn Sie herzlich gegrüßt. W C Grimm. (Abb.)


Jacob Grimm: Circularbrief wegen Aufsammlung der Volkspoesie.
Wien, 1815.
Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung
Signatur: Nachl. Grimm 1757,6, Bl. 1r
Mit handschriftlichen Notizen von Jacob Grimm.
Diesen Aufruf veröffentlichte Jacob Grimm während seiner diplomatischen Mission auf dem Wiener Kongreß. Der programmatische Text lässt sich als Gründungsdokument der modernen wissenschaftlichen Erforschung der Volkskunde verstehen. Erstmals wird in diesem Forschungsgebiet ein Massenaufruf an eine breite Öffentlichkeit durch zielgerichtete Briefsendungen verwendet.

 

Wilhelm Grimm: Der Gläserne Sarg.
Manuskript, o. D.
Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung
Signatur: Nachl. Grimm o. Nr. C 1,4, Bl. 24r
Das Märchen ist eine Abschrift  aus dem 1728 in Freiberg erschienenen Roman Das verwöhnte Mutter-Söhngen, dessen Autor nur unter dem Pseudonym „Sylvano“ bekannt ist. Die bearbeitete Fassung Wilhelm Grimms wurde erst in die dritte Auflage der Kinder- und Hausmärchen von 1837 aufgenommen.