Rabbinica · Judaica

Ein Katalogteil des Alten Realkataloges (ARK)

Der Katalogteil, dessen Bände mit der Aufschrift „Rabbinica“ versehen sind, enthält das Schrifttum, das wir heute mit dem weiteren Begriff „Judaica“ bezeichnen.

Der Bestand wurde vor allem im 19. Jahrhundert unter anderen von Moritz Steinschneider (1816-1907) mit kundiger Hand aufgebaut, der auch einen hebräischen Indexband zu den Bänden des Rabbinica-Teiles geschrieben hat. Moritz Steinschneider war der Begründer der wissenschaftlichen hebräischen Bibliographie und hat seine Expertise sowohl bei der Handschriftenkatalogisierung als auch bei den Drucken des Alten Realkatalogs für die Bibliothek eingebracht.

Die umfangreichen gedruckten Judaica-Bestände der Bibliothek waren vor dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige Sammlung mit beispielsweise zahlreichen Drucken aus dem 16. und 17. Jahrhundert und der Forschungsliteratur zur Wissenschaft des Judentums.

Einen wesentlichen Teil bildeten die Rabbinica im engeren Sinne, also die religiösen Schriften, darunter Ausgaben des Babylonischen und des Jerusalemer Talmuds, Gebete, Predigten, religionsphilosophische Schriften, Kommentare etc. Daneben wurde die Literatur über die politische Geschichte der Juden außerhalb des Staates Israel in der Regel den Rabbinica zugeordnet und sind nur in wenigen Ausnahmen im Katalogteil Geschichte bei den jeweiligen Ländern zu finden, in denen die Juden lebten. Hinzu kamen kulturgeschichtliche und genealogische Werke, Biographien, Titel zur jüdischen Arbeiterbewegung, zum Theater, zur Presse, zum Unterrichts- und Vereinswesen wie auch jiddische wie hebräische Belletristik. Zu beachten ist, dass Werke jüdischer Gelehrter und Schriftsteller ohne Bezug auf das Judentum in europäischen Sprachen (in nicht-hebräischen Typen) im allgemeinen nicht den Rabbinica-Beständen angehörten. Folglich finden sich Heinrich Heines Werke bei der Germanistik, die Titel zu seinem Leben und Werk bei der Literaturgeschichte Deutschland.

Eng verbunden mit der beschriebenen Rabbinica-Sammlung sind die hebräischen Handschriften der Staatsbibliothek, die in der Orientabteilung verwaltet und in der Datenbank Qalamos katalogisiert werden.

Judaica-Bestände aus dem Umfeld der Familie Mendelssohn werden im Mendelssohn-Archiv der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin betreut.

Die modernen Judaica und Hebraica werden in der Orientabteilung bearbeitet und im StabiKat katalogisiert. Einen Überblick über die gedruckten Neuerwerbungen findet man auf den Web-Seiten der Orientabteilung, wo auch Neuerwerbungen aus dem Bereich der Handschriften und Sondersammlungen vorgestellt werden.
 

Bestandsverluste durch den Zweiten Weltkrieg

Der historische Bestand an Judaica ist infolge des Zweiten Weltkriegs erheblich dezimiert, in einigen Bestandsteilen (z.B. Autores) zu über 90%. Die meisten Bestandseinheiten wurden zunächst in das Schloss Fürstenstein (Zamek Książ) in Schlesien evakuiert, dann in das Kloster Grüssau (Opactwo Cysterskie w Krzeszowie) umgelagert. Zusammen mit anderen in dem Kloster befindlichen Beständen der Preußischen Staatsbibliothek wurden sie nach dem Krieg nach Krakau verbracht und kehrten nicht nach Berlin zurück, die Titel sind aber weiterhin im Stabikat recherchierbar.