17./18. Jahrhundert

Das 17./18. Jahrhundert - Zeitalter des Barock, des Absolutismus und der Aufklärung - ist die Epoche des Übergangs von der Renaissance zur Moderne. Die historischen Ereignisse zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und der Französischen Revolution haben die sozialen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Verhältnisse, besonders in Europa, prägend beeinflusst. Die europäischen Dynastien stärkten zunehmend ihre politische Macht. Brandenburg-Preußen gewann unter den deutschen Kleinstaaten an Einfluss und vergrößerte sein Territorium. Bildung und Stärkung der Nation förderten das Selbstbewusstsein der Bürger und begünstigten die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Institutionen. Neben die Universitäten traten nun Akademien und wissenschaftliche Vereinigungen, aber auch vermehrt naturwissenschaftliche Gesellschaften, Laboratorien und Forschungsstätten. Vor allem die Aufklärungsschriftsteller verbreiteten ihr Gedankengut durch populäre Schriften in größeren Kreisen der Bevölkerung. 

Wissenschaftshistorische Schwerpunkte 

Die Staatsbibliothek zu Berlin orientiert die Ergänzung ihrer historischen Druckschriftenbestände an diesen Entwicklungen. Auch für diese Epoche legt die Bibliothek ein Hauptaugenmerk auf die Erwerbung von Literatur zur Geschichte und Landeskunde Brandenburg/Preußens. Ebenso intensiv wird Literatur zur Aufklärung in Preußen, schöne Literatur aus Mitteldeutschland, Ostpreußen und Schlesien gesammelt. Wichtig sind dabei auch Übersetzungen mit hohem literarischen Eigenwert sowie von rezeptions- und wissenschaftshistorischer Bedeutung. Die ehemals umfangreichen Vorkriegsbestände z.B. zur Theologie, incl. der Rabbinica und kirchenslawischen Drucke, oder die große Sammlung an Shakespeareliteratur müssen ersetzt und ergänzt werden. 

In Europa setzte sich nun von der Kirche unabhängiges Denken durch, und es etablierten sich, hervorgerufen durch das erwachende Bedürfnis der Menschen nach mechanistisch-mathematischer Naturerklärung, die empirischen Naturwissenschaften. Eindeutigkeit, Klarheit, Genauigkeit und Beweisbarkeit entwickelten sich zu methodologischen Grundlagen, mit denen allgemeine Theorien experimentell verifiziert wurden. Mit Hilfe systematischer Experimente konnten allgemeine Prinzipien erkannt werden. Technik, Medizin, Landwirtschaft und Wirtschaft wurden auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt und nahmen einen vorher ungekannten Aufschwung. Stadt und Handel erstarkten, Entdeckungsreisen in ferne Länder ließen besonders im 18. Jahrhundert auch die Literaturproduktion ansteigen. Die Künste, allen voran die schöne Literatur und Malerei, erlebten eine Blütezeit. In dieser Epoche gewannen Publikationen aus Ländern, die eine besondere Beziehung zu Preußen hatten oder kulturell auf Preußen einwirkten, für die Bibliothek an Bedeutung. So gehören zum Beispiel Druckerzeugnisse aus Frankreich, Italien und den Ländern des Ostseeraumes zum älteren historischen Bestand der Bibliothek. Die bei diesen Beständen aufgetretenen Verluste sind zu ersetzen und Ungleichgewichte durch Rückergänzung abzubauen. 

Besondere Schrifttumsgattungen 

Die Schrifttumsgattungen differenzierten sich im 17. und 18. Jahrhundert weiter. Als einschneidende Neuerung ist die Entstehung der modernen Zeitschrift hervorzuheben. Die Königliche Bibliothek sammelte zwar in großem Umfang Moralische Wochenschriften, universalwissenschaftliche Journale und die ersten Fachzeitschriften einzelner Disziplinen, dennoch sind Lücken- und Rückergänzung auch hier zwingend notwendig. Die reichen Bestände an Akademieschriften aus ganz Europa, die fast völlig verloren gegangenen Almanache und Kalender, Dissertationen und Disputationen in der Rechtswissenschaft, Edikte, Statuten, Enzyklopädien, die stark dezimierte Sammlung von Flugschriften, Gelegenheitsschriften, Gebet- und Gesangbücher werden ergänzt. Aus der Sicht der Forschung sind Auktions-, Bibliotheks-, Buchhändler- und Verlagskataloge von großer Wichtigkeit. Diese Bestandsgruppe leidet in weiten Teilen unter Kriegsverlusten, war aber auch in früheren Zeiten nur unsystematisch angeschafft worden, weil man sie zwar als Informationsmittel schätzte, aber ihren Quellenwert für die spätere Forschung nicht erkannte. Die heutige Erwerbung ist auf ihre Ergänzung ebenso bedacht wie auch auf die von Lehrbüchern (insbesondere Medizin, Architektur, Recht) und Reiseberichten, die zahlreich vorhanden waren. 

Buchhistorische Aspekte 

In der Buchillustration waren das 17. und 18. Jahrhundert das Zeitalter des Kupferstiches. Er wurde auf allen Gebieten eingesetzt: In den großen Abbildungswerken zum Beispiel Merians oder de Brys mit ihren Stadtansichten, in den Reisewerken überhaupt, fanden Kupferstich und Radierung ebenso Verwendung wie in den Enzyklopädien oder bei den Tafelwerken zur Botanik oder Zoologie. Die Mediziner ließen ihre Lehrwerke durch Kupferstiche illustrieren. Architekturbücher und Ornamentstichwerke erlebten eine Blütezeit. Aber auch bis dahin seltener oder weniger aufwendig illustrierte Werke etwa zur Philosophie, zur Theologie oder zur schönen Literatur, wurden nun mit reich verzierten Titelblättern, mit Portraits, Vignetten, Allegoriendarstellungen und Emblemata geschmückt. In den Almanachen und Taschenbüchern des 18. Jahrhunderts fanden sich immer häufiger Illustrationen von bedeutenden Stechern wie zum Beispiel Meil oder Chodowiecki. Die Staatsbibliothek zu Berlin sammelt nicht nur einzelne herausragend illustrierte Beispiele, sondern erwirbt auch die heute weniger bekannten, aber für ihre Zeit typischen Werke. Bedeutenden Buchdruckern der Epoche (z. B. Bodoni, Baskerville, Firmin Didot) wird in der Erwerbung große Aufmerksamkeit gewidmet. Ihre Veröffentlichungen waren bereits von der Königlichen Bibliothek mit besonderem Nachdruck gesammelt wurden.