Politikwissenschaften

Forschungsstufe

Die Politikwissenschaft ist eine der zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen, zu der die Staatsbibliothek zu Berlin in breitem Umfang Literatur erwirbt. Dabei werden alle Teilbereiche des Faches in gleicher Intensität bearbeitet, sowohl die mehr historisch normativ strukturierten Bereiche der politische Philosophie und der politischen Ideenlehre als auch die eher empirisch analytisch verorteten Bereiche der politischen Soziologie, der Policy-Forschung, der vergleichenden Systemlehre sowie der internationalen Beziehungen. In Konsequenz hat die politikwissenschaftliche Literatur zahlreiche Berührungspunkte zu anderen Wissenschaftsdisziplinen. 

Grundlagenliteratur und historisch ausgerichtete Literatur werden sehr breit gesammelt, so Titel zur Theorie und Geschichte der politischen Ideen. Darüber hinaus ergeben sich weitere Schwerpunkte für Themen, die einen inhaltlichen Bezug zu spezifischen Sammelschwerpunkten der Staatsbibliothek zu Berlin haben. Hierzu gehört insbesondere Literatur zum Parlamentarismus aufgrund des Sammelschwerpunktes Parlamentsschriften und zu den internationalen Organisationen durch die Depotfunktion der Staatsbibliothek zu Berlin für die Publikationen einer Vielzahl dieser Organisationen. Zudem wird Literatur vergleichenden Charakters, insbesondere Werke, die die auswärtigen Beziehungen westeuropäischer und nordamerikanischer Staaten oder Australiens zu den Staaten Osteuropas, des Orients und Ostasiens behandeln, intensiv gesammelt. 

Breite Auswahl

  • Referenzliteratur hat eine sehr hohe Priorität; hierzu zählen Lexika, Enzyklopädien, Handbücher, Einführungen und Lehrbücher auf wissenschaftlich hohem Niveau (vergleichbar dem eines Handbuches)
  • Habilitationsschriften
  • Festschriften für namhafte Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler

Differenzierte Auswahl

  • Quellen: Parteiprogramme und Parteitagsprotokolle werden in angemessener Auswahl gesammelt. Kommentierte Werkausgaben namhafter Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler werden ebenso erworben wie gesammelte Aufsätze oder Reden wichtiger Politikerinnen und Politiker. Dokumentensammlungen, zum Beispiel zur Außenpolitik eines Landes, werden breit gesammelt. Anthologien kommen nur für den Lesesaalbestand in Betracht
  • Statistiken: Die Gesamtstatistik und die nicht fachgebundene Statistik einzelner Länder wird (insbesondere im Zusammenhang mit der Erwerbung amtlichen Schrifttums) gepflegt, die Regional- und Lokalstatistik nur in geringer Auswahl erworben
  • Forschungsliteratur: Die wissenschaftliche Grundlagen- und systematische Forschungsliteratur wird in angemessener Auswahl erworben, wobei die Grundlagenliteratur prioritär zu behandeln ist
  • Dissertationen: Im Buchhandel erschienene Dissertationen über wichtige Forschungsarbeiten, sowie Werke, bei denen keine zu starke thematische Eingrenzung vorliegt, werden breit erworben. Dissertationen außerhalb des Buchhandels werden nur in punktuellen Fällen einbezogen
  • Kongressschriften bieten oft eine Reihe neuer Forschungsansätze und werden in der Regel erworben, es sei denn sie fallen thematisch zu spezialisiert aus
  • Periodika werden entsprechend ihrem wissenschaftlichen Niveau und ihrer Nähe zu Sammelschwerpunkten in abgestufter Dichte erworben

Strenge Auswahl

  • Biographien: herausragende Biographien von Staatsoberhäuptern und aktiven Politikerinnen und Politikern, auch eher populärwissenschaftliche in der Art eines Sachbuche
  • Bildwerke in wissenschaftlicher Aufbereitung
  • Graue Literatur und Kleinschrifttum: wird in strenger Auswahl nur erworben, wenn ein enger inhaltlicher Bezug zu einem ausgesprochenen Sammelschwerpunkt der Staatsbibliothek besteht; weitere gut begründete Ausnahmefälle liegen oft in der wissenschaftlichen Bedeutung der Autorin oder des Autors beziehungsweise der herausgebenden Institution oder in dem herausragenden Quellenwert

Verzicht

  • Populäre Darstellungen, schöngeistige Bücher
  • Darstellungen zur Tagespolitik
  • Einführende Schriften zur staatsbürgerlichen Bildung, Schulbücher, auch Fachschulbücher, Schulungsmaterialien, Praktikeranleitungen

Sprachliche und regionale Aspekte

Es wird prinzipiell originalsprachige Literatur erworben. Werke, die in schwer zugänglichen Sprachen erschienen und für die allgemeine Politikwissenschaft von zentraler Bedeutung sind, können auch in Übersetzungen erworben werden. Für den Lesesaalbestand können in gewissem Umfang auch Übersetzungen klassischer Werke der politischen Ideengeschichte gekauft werden (z.B. aus dem Altgriechischen).

Die Beschaffungstiefe der deutsch- und englischsprachigen Literatur ist gleichzusetzen; zumal der angelsächsische Raum für die Politikwissenschaft eine Art Leitfunktion besitzt. Aufgrund der besonderen Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen sowie der Rolle Frankreichs in der EU, die noch stark von französischen Verwaltungs- und Politiktraditionen geprägt ist, wird das französischsprachige Schrifttum zur Politikwissenschaft breiter erworben als das in anderen europäischen Sprachen. Die politikwissenschaftliche Literatur aus Italien folgt mit Abstand, wobei hier der Landesaspekt schon deutlich in den Vordergrund tritt. In den übrigen Sprachen, die bei der Beschaffungstiefe mit großem Abstand folgen, wird in der Regel nur auf das betreffende Land bezogene Literatur angeschafft. 

Es gelten folgende regionale Richtlinien: In der Staatsbibliothek zu Berlin wird das auf Deutschland bezogene Schrifttum sehr breit erworben. Es folgen in der Abstufung der übrige deutschsprachige Raum und das Gebiet der Europäischen Union. Den USA wiederum gebührt der Vorrang vor Kanada und Australien. Schriften mit sehr engem regionalem und lokalem Bezug und zu kleineren Orten werden nach Möglichkeit nicht erworben. 

Aufgrund der Kooperation der Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Ibero-Amerikanischen Institut wird Schrifttum zur Politikwissenschaft Iberoamerikas, Spaniens und Portugals in der Regel nicht erworben; Ausnahmen sind: notwendige Referenzliteratur und Werke mit zentraler Bedeutung für das Fach. 

Die regionalen Sondersammlungen erwerben Literatur mit ihrem jeweiligen regionalen Bezug gemäß ihrer eigens definierten Sammlungsintensität.