Musik

Mozart-Sammlung

Die ersten Autographen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) gelangten bereits 1841 mit der Sammlung Georg Poelchaus, dem Gründungsbestand der Musikabteilung, in die damalige Königliche Bibliothek. Ab Anfang der 1860er Jahre erhielt die Abteilung dann immer wieder Autographe des Wiener Meisters zum Geschenk. Mancher edle Spender freilich handelte nicht ganz uneigennützig, sondern erwartete im Gegenzug für seine Gabe einen Orden oder den Titel eines Kommerzienrates - und manche Schenkung wäre daran beinahe gescheitert, wurde doch nicht jeder potenzielle Stifter von den Behörden anstandslos einer solchen Auszeichnung für würdig befunden. Im Jahr 1873 gelang es dann dem damaligen Kustos der Musikabteilung Franz Espagne, von den Erben des Offenbacher Musikverlegers Johann Anton André rund 135 Autographe Mozarts anzukaufen - und damit immerhin noch rund die Hälfte der Sammlung, die André einst im Winter 1799/1800 von Mozarts Witwe Constanze erworben hatte. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt die Berliner Mozart-Sammlung weiteren Zuwachs; die letzten spektakulären Erwerbungen waren 1901 der Figaro aus dem Nachlass des Musikverlegers Fritz Simrock und 1908 die Entführung aus dem Serail als Teil einer größeren Schenkung des Berliner Bankiers Ernst von Mendelssohn-Bartholdy, eines Neffen des Komponisten.

Im Jahr 1939 besaß die Preußische Staatsbibliothek über 250 Werkautographe Mozarts sowie eine über 600 Signaturen umfassende Kollektion von Abschriften seiner Werke. Zu den Highlights der Sammlung zählten unter anderem die Originalmanuskripte der Opern Die Entführung aus dem Serail, Le nozze di Figaro, Così fan tutte und Die Zauberflöte, die Jupiter-Sinfonie, die c-Moll-Messe KV 427 und etliche Klavierkonzerte.
Im Zuge der Auslagerungen der Spitzenbestände während des Zweiten Weltkriegs wurde ein erheblicher Teil der Mozart-Autographe nach Schlesien verbracht und gelangte nach 1945 in die Biblioteka Jagiellonska in Krakau. Im Jahr 1977 wurden einige herausragende Stücke an die Staatsführung der DDR übergeben; die restlichen "Berlinka" befinden sich weiterhin in Verwahrung der Krakauer Bibliothek und sind dort der wissenschaftlichen Nutzung zugänglich.

Diese Bestände gelten weiterhin als Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin; über ihre Rückführung wird seit 1991 auf der Regierungsebene mit Polen verhandelt.

Die in der Staatsbibliothek zu Berlin befindlichen Autographe und Abschriften Mozarts sind über zwei sich ergänzende gedruckte Kataloge von Hans-Günter Klein und Frank Ziegler erschlossen. Die in den Jahren 2005-2008 erschienene Mikrofiche-Edition des Verlags K. G. Saur schließt auch die heute in Krakau befindlichen Teile der Sammlung ein und führt somit die Mozart-Sammlung der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek virtuell wieder zusammen.