Handschriften und Historische Drucke
Abgeschlossene Projekte
EIGENBESTAND
Beschreibende Kataloge der Manuscripta Magdeburgica
Verantwortliche Bearbeiterin:
Dr. Ursula Winter (unter Mitarbeit von Kurt Heydeck) über die Handschriftenabteilung.
Bd. 1 (Ms. Magdeb. 1-75) 2001 erschienen.
Bd. 2 (Ms. Magdeb. 76-168) 2004 erschienen.
Bd. 3 (Ms. Magdeb. 170-286) 2008 erschienen.
Bd. 4 (Codices electorales Magdeburgenses) 2012 erschienen.
Beschreibende Kataloge der Handschriftengruppe Hdschr.
Verantwortlicher Bearbeiter:
Kurt Heydeck
Bd. 1 (Hdschr. 1-150) 2013 erschienen.
Bd. 2 (Hdschr. 151-300) 2020 erschienen.
Inventarisierung der Manuscripta germanica der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Zu den rund 5.400 Nummern der Signaturengruppe "Manuscripta germanica" existieren neben den gut 3.800 Beschreibungen in dem bereits 1925-1932 erschienenen Kurzverzeichnis von Hermann Degering abteilungsintern weitere Materialien unterschiedlichster Art, wie Bandkataloge, Literaturnachweise, interne Beschreibungen neu hinzugekommener Handschriften oder Unterlagen von Mitarbeitern zur Vorbereitung von Korrespondenzen und Ausstellungen. Diese Materialien werden im Rahmen des Projektes seit Januar 2002 erschlossen und für die Handschriftendatenbank "Manuscripta mediaevalia" ähnlich einem Register ausgewertet. Zusätzlich werden die Materialien - soweit möglich und sinnvoll - digitalisiert und als ergänzendes Bildmaterial der Datenbank beigegeben, darunter der bereits erwähnte, dreibändige Katalog Degerings. Auf diese Weise werden die bislang räumlich getrennt aufbewahrten Materialien erstmals zusammengeführt, per "Manuscripta mediaevalia" im Internet in Gänze recherchierbar gemacht, außerdem zu einem großen Teil im World Wide Web in Abbildung zur Verfügung gestellt - und all dies ortsungebunden.
Für weitere Informationen zu diesem Projekt, insbesondere für eine Liste der Signaturen, die bereits in "Manuscripta Mediaevalia" vertreten sind, siehe dort die Projektskizze.
Verantwortliche Bearbeiterin: Anne-Beate Riecke
Materialanalytische und kulturhistorische Untersuchungen von kolonialzeitlichen Handschriften aus Mexiko in Berlin und Krakau
Verantwortliche Bearbeiterinnen:
Angelika Danielewski (SBB)
Renate Nöller (BAM)
Im April 2017 hat das auf zwei Jahre angelegte DFG-Gemeinschaftsprojekt der Staatsbibliothek zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) begonnen. Ziel ist die wissenschaftliche Erschließung der in Berlin und Krakau aufbewahrten Manuscripta americana mit modernen kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Methoden, die gleichberechtigt miteinander verzahnt werden.
Die Manuscripta americana 1-15 bilden einen einzigartigen Bestand indigener mexikanischer und südamerikanischer Handschriften des 16.-18. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine sehr heterogene Gruppe aus Bilderhandschriften, lateinschriftlichen Texten in indigenen Sprachen sowie Dokumenten, in denen sich piktographische und wortschriftliche Anteile auf unterschiedliche Weise mischen.
Zu den Filetstücken gehören zweifellos die in Berlin aufbewahrten Bilderhandschriften, die Alexander von Humboldt aus Mexiko mitbrachte. Sie tragen die Hauptsignaturen Ms. americ.1 und 2, haben dazu aber eine interne Zählung nach 16 Einzeldokumenten. Die meisten davon sind Fragmente, die zu anderen Dokumenten gehören. Eine wahre Preziose ist das über vier Meter lange Tributregister in Leporellofaltung aus Guerrero, das Gold-und Textilienabgaben an die Azteken verzeichnet und durch ein in Mexiko aufbewahrtes weiteres Stück vervollständigt wird. Ähnlich verhält es sich mit den Humboldt Fragmenten III und IV, die beide zum Codex Huamantla gehören und kriegerische Szenen darstellen. Die meisten Fragmente führen indes tiefer in die kolonialzeitlichen Verhältnisse hinein: wichtige Inhalte sind Landbesitz, Abgaben und Dienste für die Kolonialherren und damit einhergehend die oft brutale Behandlung der indigenen Bevölkerung, die sich dagegen gerichtlich zur Wehr setzte. Dank der ganzheitlichen Darstellungsweise geben dieselben Dokumente zugleich wichtige Einblicke in die Kulturentwicklung Mexikos, so das Humboldt Fragment VIII, das primär ein wichtiges Dokument zum indigenen Landbesitz darstellt, aber auch die Entwicklung von Schrift und Mathematik im alten Mexiko verstehen hilft.
Wie stilistische und inhaltliche Ähnlichkeiten nahelegen, sind viele der Humboldt Fragmente untereinander quellengenetisch verwandt oder gehören zusammen, und teilweise gilt dieser Befund auch für andere Manuscripta Americana. Einige Textdokumente beginnen mitten in einem Abschnitt. Zu nennen sind hier insbesondere die in Krakau aufbewahrten Ms.americ. 3, 8 und 10, die Teile eines größeren, bedeutenden Zensus der Region um Cuernavaca darstellen. Sie sind Gegenstand eines internationalen Editionsprojektes der Universität Warschau, mit dessen Mitarbeitern ein reger Austausch stattfindet. Verwandt sind wohl auch die beiden langen Texte in Guaraní, die im frühen 18. Jahrhundert in den südamerikanischen Jesuitenmissionen entstanden sind (Ms. americ. 12 und 13).
Die Handschriften werden nun mit moderner Technik zerstörungsfrei untersucht, um herauszufinden, welche der Manuscripta americana physisch tatsächlich zusammengehören und welche Kopien sind. Parallel dazu erfolgen die kulturhistorische und philologische Beschreibung der einzelnen Dokumente sowie die Digitalisierung der Objekte in Berlin und Krakau. Die Ergebnisse sollen online zugänglich gemacht und parallel in einem gedruckten Katalog publiziert werden.
HANDSCHRIFTENZENTRUM
Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften der Signaturengruppe B und C der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Im Rahmen des Projekts wurden rund 300 mittelalterliche Handschriften der ULB Düsseldorf wissenschaftlich erschlossen. Es handelt sich dabei um die Signaturengruppen B (Theologie) und C (Hagiographie, Liturgie, Gebet- und Andachtsbücher, Ordensschrifttum). Der Entstehungszeitraum der Kodizes erstreckt sich vom 9. bis zum 16. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt im 15. Jahrhundert liegt. Die meisten Bände stammen aus niederrheinischen oder westfälischen Klöstern. Über die Hälfte der Handschriften der Signaturengruppe B und ein Drittel der Signaturengruppe C befanden sich im Besitz der Kreuzherrenkonvente Düsseldorf und Marienfrede. Da die ehemaligen Bücherbestände dieser Klöster vor allem in der ULB Düsseldorf aufbewahrt werden, können sie nun weitestgehend als erschlossen gelten. Von den übrigen Provenienzen sind das Kanonissenstift Essen und die Zisterzienserabtei Altenberg hervorzuheben, aus denen die ältesten und bedeutendsten Handschriften des Bestandes stammen. Aus der zahlenmäßig deutlich überwiegenden lateinischen Überlieferung verdient der älteste, im 3. Drittel des 9. Jahrhunderts entstandene Kodex Ms. B 113 besonderes Augenmerk. Bemerkenswert ist auch die in der Zisterzienserabtei Altenberg 1276 entstandene Handschrift Ms. B 117, welche die älteste bekannte Fassung der Gründungsgeschichte des Klosters tradiert. Innerhalb der Signaturengruppe C hebt sich der im Jahre 1025, höchstwahrscheinlich im St. Galler Skriptorium hergestellte Kodex Ms. C 91, in jeder Hinsicht heraus. Zahlreiche Handschriften des Düsseldorfer Bestandes stehen mit der Bewegung „Devotio moderna“ in Verbindung. Darunter finden sich mehrere volkssprachige Texte mit Herkunft aus dem Rhein-Maas-Gebiet. Das sprachliche Spektrum wird jedoch durch mittelniederdeutsche, westmitteldeutsche und brabantische Texte erweitert. Als Zentrum für das Sammeln und Kopieren volkssprachiger Literatur hat sich das Kreuzherrenkloster Marienfrede herauskristallisiert. Die Signaturengruppe C umfasst eine bedeutende Anzahl von Handschriften mit bemerkenswertem Buchschmuck, u. a. einige kunsthistorisch relevante Objekte mit Beispielen rheinischer Buchmalerei.
Die Katalogisierung beider Signaturengruppen ist bereits abgeschlossen. Die Ergebnisse des Projektes werden in drei Katalogbänden präsentiert:
Die mittelalterlichen Handschriften der Signaturengruppe B in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Teil 1: Ms. B 1 bis B 100. Beschrieben von Eef Overgaauw, Joachim Ott und Gerhard Karpp, Wiesbaden 2005 [Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Kataloge der Handschriftenabteilung 1]).
Die mittelalterlichen Handschriften der Signaturengruppe B in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Teil 2: Ms. B 101a bis B 214. Beschrieben von Agata Mazurek und Joachim Ott, Wiesbaden 2011 [Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Kataloge der Handschriftenabteilung 2]).
Die mittelalterlichen Handschriften der Signaturengruppe C in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Beschrieben von Agata Mazurek, Wiesbaden 2012 [Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Kataloge der Handschriftenabteilung 3]).
Katalogisierung der Handschriftenbestände des Geistlichen Ministeriums, der Universitätsbibliothek und des Universitätsarchivs in Greifswald
Vom 1. Dezember 2001 bis 31. Oktober 2006 wurden am Katalogisierungszentrum der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz die mittelalterlichen Handschriftenbestände des Geistlichen Ministeriums am Dom St. Nikolai (GM), der Universitätsbibliothek (UB) sowie des Universitätsarchivs (UArch) in Greifswald in Form einer verkürzten Beschreibung (sog. "Kurzkatalog") erschlossen. Die Beschreibung erfolgte direkt in der Handschriftendatenbank Manuscripta Mediaevalia, wobei die Ergebnisse im Offline-Verfahren laufend aktualisiert wurden. Erschlossen wurde der gesamte spätmittelalterliche Bestand von 174 Hss (GM 104, UB 66, UArch 4) sowie einige wenige schwedische Rechtshandschriften des 16. Jahrhunderts.
Beim Bestand des GM handelt es sich überwiegend um spätmittelalterliche Gebrauchshandschriften aus den Bereichen Praktische Theologie und Recht. Über vier Fünftel der Codices stammen aus den beiden Bettelordenskonventen der Franziskaner und Dominikaner in Greifswald. Nur einige versprengte Stücke stammen aus dem Vorbesitz von Geistlichen an der Greifswalder Pfarrkirche St. Marien; aus den beiden anderen großen Kirchen der Stadt (St. Nikolai, St. Jakobi) sind keine Hss überliefert. Einige der in die Greifswalder Klöster- oder Kirchenbibliotheken eingegangenen Codices spiegeln indirekt die Frühzeit der 1456 in der Stadt gegründeten Universität (deren zeitgenössischer Buchbestand verloren ist), wie etwa ein bedeutendes Legat des Juristen Johannes Meilof an das Dominikanerkloster (20 Codices) sowie ein kleineres des Theologen Wichmann Kruse an die Marienkirche.
Die Provenienzen sowie die thematische Breite des Bestandes der UB ist weiter gestreut. Mit Recht, Theologie, Medizin und Artes, Chroniken, Frömmigkeits- und Andachtsliteratur, Humanistica, Vokabularien sowie Literatur im engeren Sinne sind die wichtigsten Bereiche mittelalterlicher Literatur gut vertreten. Als Besonderheiten sind zu nennen ein knappes Dutzend niederdeutsche und niederländische Gebetbücher, drei Bände aus dem Besitz des Augustiner-Chorherrenklosters Tremessen (Polen), drei während des Konstanzer Konzils im Auftrag des Ermländer Bischofs Johannes Abezier geschriebene Humanistenhandschriften, ein Mischband mit Handschriften und Frühdrucken von Mottetten der frühen Reformationszeit sowie vier schwedische Handschriften mit Texten zu Recht und Chronistik. Die Provenienzen stammen nur zum kleineren Teil aus dem mittelalterlichen Greifswald; der Hauptteil ist Streubesitz aus dem Ostseeraum, aus den Niederlanden, vom Niederrhein sowie - vereinzelt - aus Italien und Frankreich.
Die vier Handschriften aus dem UArch umfassen mit der Hauptmatrikel, den Annalen sowie mit dem Dekanats- und Statutenbuch der Artistenfakultät die vier wichtigsten historischen Quellen der Frühgeschichte der Greifswalder Universität.
In der "Handschriftendatenbank" sind fast alle Katalogisate mit Digitalisaten verknüpft. Dabei sind 62 Hss - ein knappes Drittel des Bestandes - vollständig in Graustufen digitalisiert; es sind dies 29 Hss der UB (Ms 23, Ms 679, Ms 680, Ms 681, Ms 682, Ms 683, Ms 687, Ms 742, Ms 760, Ms 766, Ms 767, Ms 868, Ms 874, Ms 951, Ms 999, Ms 1066, Ms 1068, Ms 1076, Ms 1084, Ms 1162, BW 640-641, nd. Hs. 2, nd. Hs. 9, nd. Hs. 11, nd. Hs. 17, nd. Hs. 20, nd. Hs. 21, nd. Hs. 36, nd. Hs. 37) sowie 33 Hss des GM (2.A.II., 3.A.III., 4.A.IV., 5.A.V., 6.B.I., 7.B.II., 8.B.III., 9.B.IV., 10.B.V., 11.B.VI., 12.B.VII., 13.B.VIII., 14.B.IX., 15.B.X., 16.B.XI., 17.B.XII., 18.C.I., 19.C.II., 20.C.III., 26.D.I., 27.D.II., 34.D.IX., 37.E.47., I.E.14., VIII.E.38., X.E.37a., XVI.E.11., XIX.E.42., XXIII.E.100., XXXVII.E.104., 953, 1340 und 1587). Zu den restlichen zwei Dritteln des Bestandes sind - wo möglich - Farbdigitalisate in Auswahl beigegeben; sie vermitteln einen repräsentativen Eindruck von Buchschmuck, Schreiberhänden, Kolophonen, ausgewählten Textstellen, Besitz- und Kaufvermerken sowie Einbänden.
Neben der eigentlichen Erschließung und der Dokumentation der Hss in Form eines gedruckten Katalogs und einer Online-Datenbank diente das Projekt auch der Beantwortung der Frage, wie sich wissenschaftliche Erschließung mit Hilfe der Handschriftendatenbank (v.a. Verknüpfung von Katalogisaten mit Digitalisaten) realisieren läßt.
Die Ergebnisse liegen mittlerweile auch in einem gedruckten Katalog vor: Jürgen Geiß: Mittelalterliche Handschriften in Greifswalder Bibliotheken. Verzeichnis der Bestände der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums (Dombibliothek St. Nikolai), der Universitätsbibliothek und des Universitätsarchivs. Wiesbaden: Reichert, 2009. LVI, 359, [16] S. : Ill. ISBN: 978-3-89500-596-1
Verantwortlicher Bearbeiter: Dr. Jürgen Geiß-Wunderlich
The digitization and cataloguing of Medieval and Early Modern manuscripts in German at the Beinecke Library (Yale University, USA)
Von August 2010 bis Juli 2015 wurden am Handschriftenzentrum der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen deutschsprachigen Handschriften der Beinecke Rare Book and Manuscript Library (Yale University, New Haven, USA) katalogisiert. Das Projekt wurde als Kooperation zwischen der Staatsbibliothek zu Berlin und der Yale University realisiert und wurde von dieser und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Insgesamt wurden 65 Handschriften bearbeitet. Ein Teil dieser Handschriften war bereits in teilweise geringer Tiefe durch Handschriftenkataloge der Beinecke Library erschlossen. Etwa die Hälfte dieser bereits gedruckt vorliegenden englischsprachigen Handschriftenbeschreibungen konnte im Laufe des Projekts vertieft kodikologisch erschlossen und inhaltlich überarbeitet, korrigiert und ergänzt werden. 17 neu erworbene Handschriften wurden erstmalig von Grund auf katalogisiert (Tiefenerschließung). Alle 65 Handschriften sind vollständig von der Beinecke Library digitalisiert worden. Die Handschriftenbeschreibungen sind in Manuscripta Mediaevalia überführt und dort mit den Digitalisaten verknüpft worden, so dass dieser Bestand der Beinecke Library nun geschlossen recherchierbar vorliegt.
Die deutschsprachigen, oft auch lateinisch-deutsch gemischtsprachigen Handschriften der Beinecke Library stellen keinen geschlossenen Bestand, sondern ein heterogenes Provenienzgefüge dar. Der überwiegende Teil der Handschriften wurde im 20. Jh. durch Ankauf erworben, so auch die Sammlung Marston. Einige Bände gelangten durch Schenkung in die Beinecke Library. Dies betrifft die Sammlung Mellon, die sich überwiegend aus alchemistischen Handschriften zusammensetzt. Über die Hälfte der Handschriften entstammen dem 15. Jh. 15 Handschriften sind ins 16. Jh., zehn ins 14. Jh. und eine ins 17. Jh. zu datieren. Ein Bibelfragment stammt aus dem 8. Jh., eine Pergamentrolle aus dem 13. Jh., die Fragmente datieren ins 12.–14. Jh. Die Hälfte der Handschriften ist im süddeutsch-österreichischen Raum entstanden, doch finden sich als Provenienzen auch Italien, Frankreich, Dänemark, Flandern, Böhmen und das Heilige Land.
Mit ihrer thematischen Breite decken die deutschsprachigen Handschriften der Beinecke Library alle wichtigen Bereiche der mittelalterlichen Geistes- und Wissenskultur ab: die Codices haben ihren inhaltlichen Schwerpunkt in den Bereichen Theologie, Liturgie, Erbauungs- und Andachtsliteratur, Alchemie und Medizin. Neben Urkunden, Chroniken, Vokabularien, illustrierten Kunstbüchern, Humanistica, hagiographischen, juristischen und mathematisch-astrologischen Texten finden sich auch literarische Werke, wie u. a. ein „Wigalois“- und ein „Willehalm“-Fragment.
Die Ergebnisse der Katalogisierung werden über folgende Projektseite bereitgestellt: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/info/projectinfo/yale.html
Verantwortliche Bearbeiterin: Kristina Stöbener
(Kontakt via SBB)
Erstellung eines Census der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in lateinischer Schrift der Russischen Staatsbibliothek Moskau
Ziel des Projekts, das von der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz (SBB) und der Universität Freiburg gemeinsam mit der Russischen Staatsbibliothek in Moskau (RSB) mit Unterstützung der DFG auf den Weg gebracht wurde, ist die arbeitsteilige Erschließung von 180 Handschriften lateinischer Schrift aus der RSB. Die Aufgabe der in Moskau tätigen Bearbeiterin besteht in der Autopsie der Originale auf ihre äußeren Merkmale und der Rekonstruktion der jüngeren Besitzgeschichte in Russland, insbesondere unter Einbeziehung der Dokumentation aus den Archiven der RSB. Die Aufgabe der in Berlin tätigen Bearbeiterin liegt in der Rekonstruktion der älteren Überlieferungs- und Besitzgeschichte sowie der Identifizierung von Autoren und Werken. Die gemeinsam zu ermittelnde Nahtstelle bildet der Übergang der Handschriften an russische Vorbesitzer.
Die Erfassung der Beschreibungen geschieht mit Hilfe der Katalogisierungssoftware MXML. Erste Arbeitsergebnisse und bis zu fünf Digitalisate jeder Handschrift werden im Sommer 2010 über "Manuscripta mediaevalia" im Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und danach - zeitnahe zur Erstellung - regelmäßig ergänzt werden. Das Projekt soll durch die Erstellung eines gedruckten wissenschaftlichen Katalogs in Deutsch und Russisch im Jahr 2011/12 abgeschlossen werden.
Der Schwerpunkt der Erschließung liegt auf Handschriften, die von 1100 bis 1700 entstanden sind. Hinzu kommen einige jüngere Abschriften älterer Stücke, die besonders bedeutend erscheinen (vor allem von Handschriften mit deutschen Provenienzen oder mit Aussagen zur russischen Geschichte aus westlicher Perspektive). Der bisher durch die Bearbeiterinnen abgesteckte Handschriftenbestand umfasst vor allem Liturgica und Theologica französischer, flämischer, italienischer und deutscher Provenienz. Hierher gehören etwa eine Handschrift mit liturgischen Texten zu Willigis von Mainz aus dem 12. Jh. sowie zwei Pariser Bibeln aus dem frühen 13. Jh. Weitere Manuskripte, die nicht zuletzt den Deutschen Orden und das frühneuzeitliche Preußen betreffen, kommen aus dem südlichen Ostseeraum und beinhalten Texte und Dokumente aus den Bereichen Historiographie, Recht und Verwaltung. Prominente Einzelstücke stammen von klassischen oder humanistischen Autoren oder von Überlieferungszeugen aus Reformation und Gegenreformation.
Verantwortliche Bearbeiterinnen:
Dr. Daria Barow-Vassilevitch (Moskau)
PD Dr. Marie-Luise Heckmann (Berlin)