Musik

Beethoven-Sammlung

Beethoven war von Anfang an hochkarätig präsent: Die umfangreiche Musiksammlung Georg Poelchaus, deren Ankauf durch die Königliche Bibliothek 1842 den Anlass zur Gründung einer eigenen Musikabteilung gab, hatte als eine ihrer zahlreichen Kostbarkeiten das Autograph des Kyrie aus der Missa solemnis mitgebracht. Die Übernahme des Beethoven-Nachlasses von Anton Schindler 1846 sollte dann das eigentliche Fundament für die Berliner Beethoven-Sammlung legen, die in der Folgezeit mit Zielstrebigkeit auf- und ausgebaut werden konnte, durch Ankauf ganzer Kollektionen mit hohen Beethoven-Anteilen ebenso wie durch Einzelerwerbungen von Manuskripten. Nachdem zu Beginn des neuen Jahrhunderts noch die Sammlung der Wiener Verlegerfamilie Artaria  nach Berlin geholt werden konnte, fand die Reihe der großen Beethoven-Erwerbungen ihren krönenden Abschluss in der Stiftung Ernst von Mendelssohn-Bartholdys, mit der 1908 die in der Familie gesammelten  Handschriftenschätze der Königlichen Bibliothek vermacht wurden.

Innerhalb weniger Jahrzehnte ist so in Berlin über die Hälfte der erhaltenen Originalhandschriften der Werke Beethovens zusammengetragen worden, darunter mit den Sinfonien Nr. 4, 5, 7, 8 und 9, den Klavierkonzerten Nr. 1-3 und 5, der Oper Leonore / Fidelio und der Missa solemnis (um nur diese zu nennen) eine bemerkenswert hohe Quote an "großen Werken". Insgesamt sind nicht weniger als 100 Kompositionen aus allen Schaffensphasen durch Autographe oder Manuskripte mit autographen Anteilen vertreten. Ihnen steht ein mehrere Tausend Seiten umfassender Fundus an Skizzen zur Seite, wie auch eine Vielzahl an Werkabschriften, die zu verschiedensten Zeiten und unterschiedlichsten Anlässen entstanden sind.

Bei den biographischen Quellen kommt den so genannten Konversationsheften ein herausgehobener Rang zu. Mit dem Jahre 1818 einsetzend und bis zum Tode Beethovens in Gebrauch, dokumentieren sie die "Gespräche", die der ertaubte Komponist mit Besuchern und im vertrauten Kreise unter Zuhilfenahme von Papier und Bleistift führte. Unter den zahlreichen Originalbriefen befindet sich das berühmte Schreiben Beethovens an die "Unsterbliche Geliebte", deren Identität die Forschung bis heute nicht zweifelsfrei ermitteln konnte.

Auslagerungen während des Zweiten Weltkrieges und die Teilung Deutschlands führten nach Kriegsende zur Teilung des Bestandes der vormaligen Preußischen Staatsbibliothek. Erst im Gefolge der deutschen Wiedervereinigung und der Zusammenführung der beiden Berliner Staatsbibliotheken Ost und West konnte auch die geteilte Beethoven-Sammlung wieder zusammengelegt werden. Ausgenommen ist davon bis heute jener Bestandsteil, der während des Krieges nach Schlesien gelangt war; er wird derzeit in der Krakauer Universitätsbibliothek (Biblioteka Jagiellońska) aufbewahrt und ist dort auch für die Forschung verfügbar. Hierzu gehören u.a. die Autographe der 7. Sinfonie und des dritten Satzes der Achten. Diese Bestände gelten - nach deutscher Auffassung - weiterhin als Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin; über ihre Rückführung wird seit 1991 auf der Regierungsebene mit Polen verhandelt. Im Rahmen eines Staatsbesuches waren von polnischer Seite 1977 einige ausgewählte Meisterhandschriften aus Krakau nach Ost-Berlin zurückgegeben worden, darunter die 9. Sinfonie Beethovens und sein 3. Klavierkonzert.

Die Aufnahme des Autographs der 9. Sinfonie in das UNESCO-Register Memory of the World im September 2001 war Anlass dafür, die digitalisierte Handschrift in das Internet zu stellen.
Im Beethoven-Jubiläumsjahr hat die SBB eine große Beethoven-Ausstellung veranstaltet, die als virtuelle Ausstellung im Internet besucht werden kann.