Handschriften und Historische Drucke
Einblattdrucke und Flugblätter | Erster Weltkrieg
Immer schon wurden Flugblätter zur politischen Beeinflussung der Gegner eingesetzt. Aber erst im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde das Flugblatt zum Feindflugblatt d.h. zum Flugblatt, das die gegnerischen Soldaten in ihrem Verhalten an der Front beeinflussen sollte. Propaganda wird nun von allen Nationen als wichtiges Element in der Kriegsführung erkannt. Die Feindpropaganda dient dabei der Wehrkraftzersetzung des feindlichen Gegenübers. Um den gegnerischen Soldaten in seiner Kampfbereitschaft verunsichern zu können, muss man ihn in seiner Sprache ansprechen. Dies bedeutet nicht nur, dass die Blätter in der jeweiligen Nationalsprache der Kriegsgegner geschrieben sein müssen, sondern auch dass diese in der ihnen vertrauten Sicht- und Ausdrucksweise angesprochen werden müssen. Äußeres Zeichen dafür sind z.B. die in Fraktur gedruckten Flugblätter, die die Engländer und Franzosen für die deutschen Soldaten entworfen und gedruckt haben.
Während die Engländer und Franzosen, aber auch die Italiener und Österreicher in ihren meist den Außenministerien angegliederten Propagandaabteilungen sehr schnell und zahlreich Flugblätter für die Gegner und die Bewohner der besetzten Gebiete entwarfen, hielt sich die deutsche Heeresleitung im ersten Weltkrieg damit stark zurück, da man davon ausging, dass die mentale Beeinflussung der gegnerischen Soldaten gegen die Haager Konvention verstieße, und erst um 1918 mit eigener Flugblattpropaganda für die Westmächte, die besetzten Gebiete in Belgien und den Niederlanden, aber auch für die Verbündeten in Osteuropa begann.
Die Staatsbibliothek hat bereits 1914 im Zusammenhang mit dem Aufbau der "Sammlung Krieg 1914" angefangen, Flugblätter und Propagandaschriften zu sammeln. Die Sammlung der Feindflugblätter wurde ab den 1970er Jahren erweitert und ausgebaut, indem ein Großteil der Sammlung von Dr. Klaus Kirchner von der Staatsbibliothek übernommen wurde.
Schwerpunkte der Sammlung sind die Blätter der Engländer/Amerikaner für die deutschen Soldaten, die Blätter der Franzosen für die Franzosen in den besetzten Gebieten und für die deutschen Soldaten, die Blätter der Italiener für Österreich-Ungarn und den Balkan und die Blätter der Österreicher für die Italiener. Der Anteil der deutschen Propagandablätter für die Engländer, Franzosen und Russen ist deutlich kleiner.
Die Sammlung ist zum Teil im StabiKat erschlossen.
Bibliographie
Eine detaillierte Darstellung der englischen, französischen und deutschen Flugblattpropaganda im 1. Weltkrieg, die auch über die Sammlung der Staatsbibliothek Auskunft gibt, finden Sie in der folgenden Publikation:
- Kirchner, Klaus
Flugblatt-Propaganda im 1. Weltkrieg : Europa
Erlangen : Verl. D+C, 1985-2014
Band 1: Flugblätter aus England : 1914 - 1918 ; Bibliographie, Katalog . - Erlangen : Verl. D+C, 1985
Band 2: Flugblatt-Propaganda im ... / Bd. 2, Flugblätter aus Frankreich : 1914 - 1918 ; Bibliographie, Katalog. - Erlangen : Verl. D+C, 1992
Band 3: Flugblatt-Propaganda im ... / Bd. 3, Flugblätter aus Deutschland : 1914 - 1918 ; Bibliographie, Katalog. - Erlangen : Verl. D+C, 2014
Diese Sammlung umfasst 3000 Objekte.
(Teil-)Digitalisiert: |
Ja |
Thema |
Einzelne Buchgattungen und Buchformen, Neueste Geschichte (1914-), Militärgeschichte |
Sprache |
Übergreifend |
Region |
Europa, Übergreifend |
Material |
Einblattdrucke, Druckschriften |
Zeit |
1900-2000 |
Abteilung |
Handschriften und Historische Drucke |
Nachgewiesen in
Benutzung
Kontakt
- Die Sammlung Erster Weltkrieg der SBB im ARK Online
- Flugblattpropaganda an der Front | Deutsche Nationalbibliothek
- Sammlung Flugblätter und Wandanschläge militärischer Einrichtungen beim Bundesarchiv
- LEMO (Lebendiges Museum online) - Flugblätter Erster Weltkrieg
- Den Krieg sammeln – Die Weltkriegssammlung 1914/18 der Deutschen Nationalbibliothek
- Flugblattsammlung Heinz Hesener im Stadtmuseum Münster
- Kriegssammlungen in Deutschland | Badische Landesbibliothek Karlsruhe