Orient
Armenische Handschriften
Die ersten vier armenischen Handschriften kamen bereits im 17. Jahrhundert durch den Orientalisten Theodor Peträus in die damalige Kurfürstliche Bibliothek. Im 19. Jahrhundert, hinsichtlich der Erwerbungen eine Glanzzeit der orientalischen Sammlung an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, waren es weitere 95 armenische Handschriften. Sie stammten vorrangig aus Persien und dem Osmanischen Reich und wurden als Teil der bedeutenden Sammlungen Minutoli und Petermann erworben. Die sieben ältesten vollständigen Handschriften der Berliner armenischen Sammlung stammen aus dem 14. Jahrhundert. Fragmente in Erkatagir-Schrift (Reste älterer Handschriften, die als sogenannte fliegende Blätter am Anfang und Ende des Buches vorgebunden wurden) gehen bis auf das 9. und 10. Jahrhundert zurück. Die jüngsten Exemplare kommen aus dem 19. Jahrhundert. Von den insgesamt 134 Handschriften sind fünfzig illuminiert, darunter befinden sich vierundzwanzig komplette Evangeliare.
Der Großteil der Handschriften (99) wurde bereits 1888 von Nicolaus Karamianz im Verzeichnis der Armenischen Handschriften beschrieben. 1962 erschien in der Reihe Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland (VOHD) der Band Armenische Handschriften von Julius Assfalg und Joseph Molitor. Darin enthalten sind die detaillierten Beschreibungen weiterer dreiundzwanzig Berliner Handschriften.
Die Staatsbibliothek zu Berlin verfügt über den größten Bestand armenischer Handschriften in Deutschland.
Herausragende Objekte
Minutoli 291 - Armenisches Tetraevangeliar von Harhoc‘
Nach dem Schreiberkolophon wurde dieses „Heilige Evangelium “in bitteren und bedrängnisvollen Zeiten im Dorf Harhoc‘, südöstlich des Vansees um 1450 geschrieben. Das Fehlen von hochwertigen Farben und Gold in der Illumination der Handschrift bezeugen die relative Armut der Gemeinschaft. Entstanden ist dennoch ein expressives Meisterwerk des „Vaspuraken-Stils“ mit zahlreichen Miniaturen und Randverzierungen fast auf jeder Seite.
Ms. or. oct. 3690 - Armenisches Tetraevangeliar, Konstantinopel, ca. 1650
Dieses Buch gehört zur Gattung der Tetravavangeliare, einer Synopse der vier Evangelien mit Parallelstellen, die für die Lesung im armenischen Gottesdienst vorgesehen waren. Es wurde auf sehr feines Pergament geschrieben und im typischen Stil von Konstantinopel reich illuminiert.
Ms. or. quart. 337 - Armenisches Heilevangeliar, Gori, 1706
Dieses Evangeliar nimmt in seinen Illuminationen besonderen Bezug auf die Heilungswunder Christi – es sollte Kranken Trost und Heilung bringen. Die reich verzierte Handschrift entstand im Jahr 1706 im georgischen Gori und gilt als eine der schönsten armenischen Handschriften der Staatsbibliothek.