Orient
Koptische Handschriften
Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt eine bedeutende Sammlung von 111 koptischen und 2 altnubischen Handschriften.
Bereits in den Jahren 1677 bis 1679 veräußerte die Witwe des Orientalisten Theodor Petraeus (gest. 1672) koptische Texte an die heutige Staatsbibliothek. Es handelte sich hierbei vor allem um Abschriften biblischer Bücher und lexikalische und exegetische Traktate. In der Folgezeit wurde die Sammlung kontinuierlich aufgebaut. Erwähnenswert sind ein 1886 erworbener sehr gut erhaltener Papyruscodex mit dem Korintherbrief von Clemens von Rom aus dem 4. Jahrhundert (Epistula Clementis) und ein 1905 erworbener mit dem sehr seltenen Originaleinband vollständig erhaltener Proverbienkodex
Herauszuheben sind auch Zwei Papyrushandschriften aus Nubien. Sie sind eine wichtige Grundlage für das Studium des Altnubischen (Ms. or. quart. 1019, Ms. or. quart. 1020).
Herausragende Objekte
Ms. or. oct. 978 - Proverbienkodex aus dem 4. Jahrhundert
Der kleinformatige Proverbienkodex (Sapientia Salomonis) stammt aus dem 4. Jahrhundert und wurde im achmimischen Dialekt geschrieben, möglicherweise stammt er aus dem Weißen Kloster. Das Weiße Kloster von Atripe war ein wichtiges Zentrum der koptischen Liturgie und das Heimatkloster des bedeutenden koptischen Gelehrten und Klostergründers Schenute. Der Kodex ist ein wertvolles Zeugnis für die Bedeutung der urchristlichen Literatur in Ägypten. Sein Beschreibstoff ist Papyrus. Er dürfte zu den ältesten vollständig erhaltenen Büchern der Welt gehören. Es sind nicht viele Schriftzeugnisse in Achmimisch erhalten.
Ms. or. fol. 3065 - Clemensbrief aus dem 4. Jahrhundert
Die Handschrift enthält 36 Papyrus-Blätter der Epistula ad Corointhios von Clemens von Rom.
Anders als der Proverbienkodex sind die Blätter unter Glas konserviert, der koptische Dialekt ist Achmimisch.
Diese Handschrift gehört zu den frühesten, die den Text überliefern.
Hamilton 484 - Koptische Paulus-Briefe
Die mit typischen Flechtwerk verzierte Handschrift von 1775 bietet die Übersetzung der Paulus-Briefe ins Koptische und eine Übersetzung ins Arabische im Rand. Abgebildet ist der Anfang des Römerbriefes. Die Handschrift stammt aus einem Kloster in Unterägypten (Wadi el-Natrun). Sie stammt aus der Sammlung von Alexander Douglas-Hamilton (1767-1852), die im 19. Jahrhundert in die Staatsbibliothek gelangte.
Ms. or. quart. 1020 - Altnubische Handschrift
In der Sprache Altnubisch, die dem Koptischen ähnelt, sind nur sehr wenige Schriftzeugnisse erhalten.
Umso wichtiger sind die altnubischen Fragmente der Staatsbibliothek einzuschätzen.
Bei dem fast vollständig erhaltenen Text handelt es sich um eine Rede Christi an seine Jünger über das Kreuz (stauros).
Die Handschrift stammt aus dem 10. Jahrhundert.