Von Sansibar nach Berlin und weiter

Rezensionen zu den Memoiren

Paul Dobert

„Eine arabische Prinzessin“, Deutsche Illustrirte Zeitung, 2 (1885/86), 2. Bd. 1886

Die Memoiren „sind in dreierlei Hinsicht als hochinteressant zu bezeichnen; aus ihnen erfährt der Leser nicht nur die Schicksale einer eigenartigen Frau, die als Prinzessin von Sansibar geboren, schließlich unsere Landsmännin geworden ist, sondern auch ein namentlich für das Verständniß unserer ostafrikanischen Kolonisationspläne wichtiges Stück Weltgeschichte, und drittens bieten sie […] reichhaltige authentische Aufschlüsse über orientalisches öffentliches und privates Leben. Besonderen Reiz haben die Aufzeichnungen durch die gelegentlichen Vergleiche erhalten, welche zwischen der morgen- und der abendländischen  Kulturauffassung und Anschauung gezogen werden; hier offenbart sich ein vorurteilsfreier, gebildeter Geist, der für seine Empfindung auch stets den glücklichsten Ausdruck trifft.“ („Eine arabische Prinzessin“, S. 418)

Rezension der „vor kurzem erschienenen ‚Memoiren einer arabischen Prinzessin‘“, mit ausführlicher Inhaltsangabe. An dieser Rezension besonders interessant ist die Tatsache, dass Dobert einen Aspekt der Memoiren auswählt (und lobt), der nach heutiger Anschauung eindeutig problematisch ist, der aber gegen Ende des letzten Kapitels der Memoiren einen großen Stellenwert einnimmt: gute Ratschläge für deutsche Kolonisten. Damals als „eifriges Mitglied“ des Deutschen Kolonialvereins in der Rezension der Memoiren in der dem Verein gehörenden Kolonial-Zeitung beschrieben, äußerte sich Emily Ruete später im Nachtrag zu ihren Memoiren dem deutschen Kolonialismus gegenüber viel kritischer.
Begleitbild zur Rezension „Eine arabische Prinzessin“ von Paul Dobert.
Das Bild, hier dem Verlag Friedrich Luckhardt zugeschrieben, ist das Gleiche wie das Titelbild der Memoiren und wurde ca. 1868 in einem Hamburger Foto-Studio aufgenommen („Eine arabische Prinzessin“, S. 416).


Signatur: Staatsbibliothek zu Berlin, 2° Ad 552/5


„Frauenleben in Sansibar“

Die Gartenlaube (Heft 43) 1886

„Man darf es der Frau Ruete nicht verübeln, wenn sie von ihrem Leben als Prinzessin recht angenehme Erinnerungen behalten hat: ja, manche deutsche Dame, welche nicht verurtheilt ist, vermummt über die Straße zu gehen, würde ein solches Leben wie das in Sansibar vielleicht unterhaltender finden, als dasjenige, welches sie bei ihren Kaffeevisiten und Abendgesellschaften führt.“ („Frauenleben in Sansibar“, S. 771)

Hierbei handelt es sich um eine Rezension bzw. eine kurze Zusammenfassung des in den Memoiren erzählten „alltäglichen Palastlebens“ sowie eine Einordnung für den deutschen Leser. Dieser „Artikel“ bildet Teil einer Reihe von ähnlichen kurzen Sonderbeiträgen in der Zeitschriftensektion „Blätter und Blüthen“ der Gartenlaube (wie z.B. „Die Frauen in Persien“, „Frauentrachten im Kaukasus“, und „Frauenleben in Konstantinopel“).  

Signatur: Staatsbibliothek zu Berlin, 4° Ac 7218


Oscar Wilde

„Literary and Other Notes V“ (urspünglich aus der Zeitschrift The Woman’s World) in: Reviews (London: Methuen & Co., 1908), 1888 (März)

„Literary and Other Notes V“ (urspünglich aus der Zeitschrift The Woman’s World) in: Reviews (London: Methuen & Co., 1908), 1888 (März)

      

„Ihr Buch erhellt eindrucksvoll die Frage der Stellung der Frau im Orient, und zeigt, dass vieles, was über dieses Thema geschrieben worden ist, gänzlich unzutreffend ist. […] Niemand, der sich für die gesellschaftliche Stellung der Frau im Orient interessiert, sollte es unterlassen, diese angenehm geschriebenen Memoiren zu lesen. Die Prinzessin selbst ist eine Frau von hoher Kultur und ihre Lebensgeschichte ist ebenso lehrreich wie die Historie und ebenso faszinierend wie Fiktion.“ (Literary and Other Notes V, S. 300 ff.)


Oscar Wilde war von 1887 bis 1889 Redakteur der viktorianischen Frauenzeitschrift The Woman’s World, in der er regelmäßig „literarische Aufzeichnungen“ verfasste. In diesem Kontext erschien 1888 seine Rezension zu Emily Ruetes Memoiren, deren erste englische Übersetzung im selben Jahr erschienen war. Mit Hilfe langer Zitate zu verschiedenen „beachtenswerten“ Frauenfiguren aus Ruetes eigenem Text setzte Wilde den Akzent auf die Frauenfrage. Er betonte, dass „die Prinzessin das ganze Buch hindurch gegen die Idee protestiert, dass orientalische Frauen erniedrigt und unterdrückt werden.“  (Literary and Other Notes V, S. 302 ff.)


Signatur: Staatsbibliothek zu Berlin, Ak 7580