"Dem Andenken an die Vielen zu Unrecht Vergessenen"

Kolloquium in Erinnerung an Rudolf Frank (1886-1979)

am 1. Juni 2013

Im Rahmen der Ausstellung "... ein sehr lebhaftes Vielerlei"
Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank (1886-1979)

Das Kolloquium nahm das facettenreiche Wirken des Schauspielers, Regisseurs und Schriftstellers Rudolf Frank, der in den Jahren der Weimarer Republik immer wieder in Berlin lebte und arbeitete, in den Blick: sein vielfältiges literarisches Werk, seine Tätigkeit als "Medienarbeiter", seine Ausgrenzung als Jude nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sowie seine Emigration aus Deutschland.




Programm:


10.15 Uhr
Begrüßung


10.30 Uhr
Über die Unverfügbarkeit des Exils - Rudolf Franks Roman 'Ahnen und Enkel' im Kontext der Exilforschung

Prof. Dr. Lutz Winckler, Berlin

Der Vortrag verweist auf den erinnerungsgeschichtlichen Ort der historischen Paradigmen der Exilforschung - 'anderes Deutschland', Kulturnation, Antifaschismus - und lenkt den Blick von hier auf die gegenwärtige Orientierung mit Fragen zur Migration und Akkulturation. Abschließend soll versucht werden, vor diesem Hintergrund die Frage nach der Historizität und Aktualität des Romans 'Ahnen und Enkel' zu erörtern."


11.15 Uhr
Franks Klassikerrezeption zwischen Pädagogik und Unterhaltung

Prof. Dr. Claudia Albert, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin

Der Vortrag wird die Ausgaben und Einleitungen Rudolf Franks zu Heine (München/Leipzig 1923), Lessing (ebd., aber nicht erschienen) und Hoffmann(ebd. 1924)vorstellen und danach fragen, wie der Erzähler und Dramaturg einem bürgerlichen Liebhaberpublikum Klassiker nahezubringen versucht. "Goethe für Jungens" (Berlin, zweite Aufl. 1910) wendet sich explizit an ein jugendliches Publikum und zielt auf Popularisierung.
Parallelen zu Feuilleton und Publizistik erscheinen mir daher fruchtbarer als ein Abgleich mit literaturwissenschaftlichen Standards. Eventuell wäre auch Thomas Manns Kategorie des "Gutgemacht-Mittleren" sinnvoll einzusetzen, zielt sie doch auf eine Öffnung der Hochkultur auf ein (klein)bürgerliches Publikum.

 

12.00 Uhr
Medienarbeiter in der Weimarer Republik: Rudolf Frank zwischen Film, Presse, Rundfunk und Theater

PD Dr. Madleen Podewski, Berlin/Karlsruhe

Die notorisch vielfältigen, sich in den verschiedensten Feldern engagierenden Aktivitäten Rudolf Franks ergeben sich zwar auch, aber nicht ausschließlich aus einer individuellen Lebenslage. Sie haben eine etablierte (massen-)wirksame und dabei bereits fein differenzierte und spezialisierte Medienlandschaft zu ihrer Voraussetzung. In der Weimarer Republik beginnen neben Tageszeitungen von Medienkonzernen wie Ullstein (z.B. Vossische Zeitung) und kleinen Kunst- und Literaturzeitschriften (z.B. Das Blaue Heft, Die Literatur) Rundfunk und Film eine zunehmend größere Rolle zu spielen und in Konkurrenz zum Buch und zum (traditionellem) Theater zu treten. In diesem Rahmen wird der Vortrag Rudolf Frank als Vertreter des historisch neuen Typus des Medienarbeiters vorstellen - eines Typus, der die verschiedensten Medien und Formen professionell zu nutzen und dabei durchaus auch konservativere Kunstvorstellungen im Spiel zu halten versteht.


Mittagspause (zur freien Verfügung)


14 Uhr
"Nur was wir gestalten, kann uns befreien." - Figurationen des Widerstands im literarischen Werk von Rudolf Frank

Prof. Dr. Kerstin Schoor, Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)


14.45 Uhr
"Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua". Ein vergessener Kriegsroman über Kolonialismus und Antisemitismus

Prof. Dr. Michael Rohrwasser, Institut für Germanistik der Universität Wien

Der Antikriegsroman von Rudolf Frank, der zu Unrecht im Schatten von Remarques Im Westen nichts Neues und Adrienne Thomas' Die Katrin wird Soldat steht, zeichnet sich aus durch radikale Sprachkritik und durch die erzählerische Technik der simplicianischen Perspektive. Das Thema des Antisemitismus ist verbunden mit dem der rassistischen Kolonialpolitik des Deutschen Reiches, wobei auch Franks später Roman Ahnen und Enkel (1936) in den Blick genommen wird.


Kaffeepause

16 Uhr
"Vater und Sohn" - Perspektiven der Rudolf-Frank-Forschung aus Sicht des Sohnes
Dr. Vincent C. Frank-Steiner, Basel

Rudolf Franks Sohn, Dr. Vincent C. Frank-Steiner, wird in seinem Beitrag die Forschung zu Rudolf Frank inkl. der Vorträge dieser Tagung in den Blick beleuchten: Welche Aspekte des Lebens und Wirkens des Theatermanns, Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Rudolf Frank wurden bisher beforscht? Welche Themenfelder harren noch einer Auseinandersetzung? Wie entwickelt sich die Beschäftigung mit Rudolf Frank?

 

16.45 Uhr
"Der Emigrant. Patriot oder Verräter?“
Anmerkungen zum Film, seinem Autor und dem zeitgeschichtlichen Hintergrund

Wilfried Weinke, Hamburg

17 Uhr
Filmvorführung
"Der Emigrant. Patriot oder Verräter?" (1966, 40 Minuten)

Der Film „Der Emigrant. Patriot oder Verräter“ (1966) von Wolf Littmann behandelt die Geschichte der Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Er dokumentiert das „Schicksal“ einzelner Emigranten. Gleichzeitig versuchte der Film, psychologische Gründe für Vorurteile gegen Emigranten in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu benennen.

Kontakt
Ursula Jäcker
ursula.jaecker@sbb.spk-berlin.de,
Tel.: +49 30 266-43 31 54

Pressekontakt
Jeanette Lamble
Jeanette.lamble@sbb.spk-berlin.de
Tel.: +49 30 266-431 444



Eine Veranstaltung des Themenjahres "Zerstörte Vielfalt: Berlin 1933 - 1938 - 1945"