Musik

Abraham Mendelssohn Bartholdy (1776–1835) W

Der mittlere der drei Söhne von Moses Mendelssohn soll einmal über sich selbst gesagt haben, er sei in jungen Jahren der Sohn eines berühmten Vaters (Moses) und in späten Jahren der Vater eines berühmten Sohnes (Felix) gewesen.

In seiner Jugend zeigte Abraham Mendelssohn ein ausgeprägtes Interesse für Musik und soll gar davon geträumt haben, selbst Musiker zu werden. Tatsächlich wurde er aber wie sein älterer Bruder Joseph Kaufmann. Im Alter von 21 Jahren ging er nach Paris und arbeitete dort als Kassierer im Bankhaus Fould. 1804 kehrte er nach Berlin zurück, um die Kaufmannstochter Lea Salomon, eine Enkelin des Bankiers und Hoffaktors Daniel Itzig, zu heiraten. Im selben Jahr trat er als Teilhaber in das von Joseph Mendelssohn begründeten Bankhaus ein, das damals den Schwerpunkt seiner Aktivitäten nach Hamburg verlagerte, allerdings 1811 aufgrund von Repressalien der damaligen französischen Besatzungsmacht wieder nach Berlin verlegt wurde.

Durch die unterschiedlichen Temperamente der beiden Brüder gestaltete sich die Zusammenarbeit nicht immer spannungsfrei; dies dürfte ein Grund dafür sein, dass der leicht aufbrausende Abraham zum Jahresende 1821 die Bank verließ. Hinfort war er auf eigene Rechnung als Bankier tätig, erlitt dabei aber insbesondere in den letzten Jahren seines Lebens mehrfach erhebliche Verluste.

Abraham förderte in besonderem Maße die musikalische Ausbildung seiner vier Kinder, die aus der Ehe mit Lea Salomon hervorgingen. Er veranstaltete in seinem Haus Konzerte, zu denen er bisweilen Mitglieder Königliche Kapelle verpflichtete, um Singspiele und andere Werke seines Sohnes Felix aufführen zu können. Auch die älteste Tochter Fanny wirkte bei diesen »Sonntagsmusiken« häufig mit.

Im Jahr 1816 ließ Abraham Mendelssohn seine vier Kinder protestantisch taufen. Er selbst und seine Frau vollzogen diesen Schritt – möglicherweise mit Rücksicht auf Leas strenggläubige jüdische Mutter – erst sechs Jahre später. Mit der Taufe nahm Abraham für sich und seine Familie den Namenszusatz Bartholdy an, der die Konversion deutlich machen sollte. Er folgte damit dem Beispiel seines Schwagers Jakob Ludwig Salomon Bartholdy (geb. Jacob Levin Salomon), der bei seinem bereits 1806 vollzogenen Übertritt zum Christentum als erster diesen Beinamen angenommen hatte und mit dem sich Abraham Mendelssohn nachweislich über das Thema Konversion ausgetauscht hatte. Abgeleitet ist dieser Beiname von der sogenannten Bartholdischen Meierei, einem Gartengrundstück vor den Toren der Stadt, das einst einem Bürgermeister namens Bartholdi gehört hatte und sich nun im Besitz der Familie Salomon befand.

Aus einem Brief an seine Tochter Fanny anlässlich von deren Konfirmation im März 1820 wird Abrahams aufklärerisch-humanistische Geisteshaltung deutlich, in der die ethische Verantwortung des Menschen und sein Gewissen die zentralen Bezugspunkte darstellten. Die Religion wurde von ihm primär als historische und damit wandelbare Form gesehen, in der sich diese Werte äußerten: »[…] Allein ich weiß, daß es in mir und in Dir und in allen Menschen einen ewigen Hang zu allem Guten, Wahren und Rechten, und ein Gewissen gibt, welches uns mahnt und leitet, wenn wir uns davon entfernen. Ich weiß es, ich glaube daran, lebe in diesem Glauben, und er ist meine Religion. [...]. Die Form unter der es Dir Dein Religionslehrer gesagt, ist geschichtlich, und wie alle Menschensatzungen veränderlich. Vor einigen tausend Jahren war die jüdische Form die herrschende, dann die heidnische, jetzt ist es die christliche. […]. Wir haben Euch, Dich und Deine Geschwister, im Christenthum erzogen, weil es die Glaubensform der meisten gesitteten Menschen ist, und Nichts enthält, was Euch vom Guten ableitet [...].«


Quellen zu Abraham Mendelssohn Bartholdy in der SBB

Zeugnisse der Tätigkeit Abraham Mendelssohn Bartholdys in seiner Zeit als Teilhaber des Bankhauses
»J. & A. Mendelssohn« finden sich in den frühen Dokumenten-Konvoluten aus dem Archiv des Bankhauses Mendelssohn. Zahlreiche Briefe von und an Abraham Mendelssohn Bartholdy sind ferner in verschiedenen Konvoluten mit Familienkorrespondenz überliefert.

Bestände / Nachlässe (in Auswahl)

Briefe und Dokumente

Digitalisate