Musik

Arnold (Ludwig) Mendelssohn (1855–1933) W

Der Enkel des jüngsten Moses-Sohnes Nathan Mendelssohn (1781–1852) wurde 1855 im schlesischen Ratibor geboren, wo sein Vater Wilhelm als »Maschinenmeister« tätig war. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1866 siedelte die Familie nach Berlin über, wo der elfjährige Arnold Klavierunterricht beim Organisten der Parochialkirche Carl August Haupt erhielt. Von 1876 bis 1880 studierte er am Königlichen Akademischen Institut für Kirchenmusik in Berlin; nach ersten beruflichen Stationen in Bonn, Bielefeld und Köln trat er 1891 das Amt des »Kirchenmusikmeisters« der Evangelischen Landeskirche im Großherzogtum Hessen-Darmstadt an. Zu seinem Aufgabenbereich gehörten hier unter anderem die Orgelpflege und die Beratung und Fortbildung der Kirchenmusiker. Ab 1912 lehrte Arnold zusätzlich am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt, wo unter anderen Paul Hindemith zu seinen Schülern zählte.

Arnold Mendelssohns Bedeutung für die Musikwelt liegt vor allem in seinen Beiträgen zur evangelischen Kirchenmusik. Namentlich in Kompositionen der 1920er Jahre wie der Deutschen Messe op. 89 sowie der unter dem Titel Geistliche Chormusik op. 90 veröffentlichten Sammlung von 14 Motetten greift Mendelssohn bewusst Stil- und Satztraditionen der älteren evangelischen Kirchenmusik auf. Daneben setzte er sich als Dirigent, Bearbeiter und Herausgeber für die Wiederaufführung von Werken des 17. und 18. Jahrhunderts und hier insbesondere für die Musik von Heinrich Schütz ein. Breiten Raum in Mendelssohns Schaffen nehmen außerdem Liedkompositionen ein, wohingegen das rein instrumentale Oeuvre relativ schmal ist. Schließlich komponierte Mendelssohn in den 1890er und 1900er Jahren auch drei Opern, denen aber ein durchschlagender Publikumserfolg versagt blieb.

Im Jahr 1885 heiratete Arnold Mendelssohn seine Cousine zweiten Grades Maria Cauer. Drei der vier gemeinsamen Kinder starben bereits im Säuglings- oder Kindesalter an einer Hirnhautentzündung; nur die 1890 geborene Tochter Dora überlebte, doch hinterließ die Erkrankung schon seit ihrer Jugendzeit zunehmende geistige und psychische Beeinträchtigungen. Die familiären Schicksalsschläge stürzten den Komponisten in eine tiefe Krise, zumal er in der Heirat mit einer nahen Verwandten eine der Ursachen für die Erkrankungen seiner Kinder vermutete.


Quellen zu Arnold Mendelssohn in der SBB

Der Großteil des kompositorischen Nachlasses von Arnold Mendelssohn gelangte schon bald nach dessen Tod als Geschenk der Erben in die damalige Preußische Staatsbibliothek. Der Nachlass wurde aber nicht als geschlossene Überlieferungseinheit aufbewahrt, sondern auf die Bestandsgruppen der Abteilung verteilt, so dass die Autographe, Abschriften und Musikdrucke in die jeweiligen Signaturenreihen der Musikabteilung eingearbeitet wurden. Weitere Teilnachlässe mit autographem Notenmaterialien (insbesondere mit Skizzen und Studienwerken) konnten in den 1980er Jahren mit einem großen Familiennachlass aus der mit Arnold Mendelssohn befreundeten Familie Spitta und 2007 von der Kreuzkirchengemeinde in Bonn erworben werden. Daneben besitzt die Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv verschiedene Konvolute mit Briefen von und an Arnold Mendelssohn.

Bestände / Nachlässe (in Auswahl)

Werke, Briefe und Dokumente

Digitalisate