Musik

Wilhelm Hensel (1794–1861) W

Der Pfarrersohn Wilhelm Hensel wurde 1794 im brandenburgischen Trebbin geboren und wuchs in Linum in der Prignitz auf. Nach dem Tod seines Vaters begann er 1810 ein Studium an der Königlichen Akademie der Künste, in deren Ausstellung von 1812 erstmals Werke von ihm gezeigt wurden.

Im Anschluss an die Befreiungskriege gegen Napoleon 1813/14 und 1815, an denen er als Freiwilliger Jäger teilnahm, betätigte sich Wilhelm Hensel zunächst vorwiegend als Buchillustrator. 1819/20 wurde er von seinem Freund, dem Architekten Karl Friedrich Schinkel, mit der Ausmalung eines Raumes des neu errichteten Schauspielhauses beauftragt. Kurz darauf war Wilhelm Hensel an der künstlerischen Ausgestaltung des Hoffestes Lalla Rookh beteiligt und hielt die dort dargestellten »Lebenden Bilder« in Zeichnungen und Aquarellen fest, die wiederum Grundlage für ein Tafelwerk mit Radierungen bildeten. Zugleich begann er, sich als Porträtzeichner zu spezialisieren; im Laufe seines Lebens sollte er auf über 1000 Blättern »tout le monde« des künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens der preußischen Hauptstadt festhalten.

Ein Stipendium des preußischen Königs ermöglichte Hensel von 1823 bis 1828 einen ausgedehnten Studienaufenthalt in Rom, wo er unter anderem im Auftrag des Königs Raffaels berühmtes Gemälde »Transfiguration Christi« kopierte. Schon 1822 hatte er – der Überlieferung nach bei einer Ausstellung seiner Zeichnungen zu Lalla Rookh – die mehr als 10 Jahre jüngere Fanny Mendelssohn Bartholdy kennen und lieben gelernt. Die Eltern Fannys, insbesondere die Mutter, standen der Beziehung ihrer Tochter mit dem weitgehend mittellosen Maler zunächst sehr reserviert gegenüber; so durfte er während seiner Jahre in Rom nicht direkt mit Fanny, sondern nur mit den Eltern korrespondieren. Erst nach der Rückkehr Hensels und seiner Ernennung zum königlichen Hofmaler konnten Wilhelm und Fanny im Oktober 1829 heiraten. Im Jahr darauf kam der Sohn Sebastian auf die Welt, der das einzige Kind des Paares bleiben sollte.

Der plötzliche Tod seiner Frau Fanny im Frühjahr 1847 bedeutete für Wilhelm Hensel eine einschneidende Zäsur, die ihn so nachhaltig aus der Bahn warf, dass er sich (in den Worten seines Sohnes Sebastian) »nicht wieder eine Häuslichkeit schuf«, die Malerei weitgehend aufgab und sich fast ausschließlich als gelegentlicher Porträtzeichner sowie als Mitglied der Akademie der Künste betätigte. Ende November 1861 starb er an den Folgen einer Verletzung, die er sich zugezogen hatte, als er eine andere Person vor einer heranfahrenden Kutsche rettete.

Zu Lebzeiten gründete sich Wilhelm Hensels Ruhm vorwiegend auf seinen Historiengemälden, die freilich nach seinem Tod bald in Vergessenheit gerieten. Heute sieht man Hensels künstlerische Bedeutung vorwiegend in seinen Porträtzeichnungen, die einen großen Fundus an Bildnissen von Berühmtheiten, Politikern, Künstlern, Wissenschaftlern, aber auch von völlig unbekannten Personen darstellen – und nicht zuletzt zahlreiche Mitglieder der Familie Mendelssohn abbilden.

Daneben hatte Hensel auch ein starkes literarisches und poetisches Talent, das ihn in jüngeren Jahren zeitweise zwischen der bildenden und der dichtenden Kunst hatte schwanken lassen; ein von ihm verfasster Einakter »Ritter Hans« wurde 1817 gar an den Königlichen Bühnen in Berlin aufgeführt. Auch später schrieb er immer wieder zu verschiedenen Gelegenheiten Gedichte, so als Glückwunschgedichte für Freunde und Verwandte und als Textvorlagen für Kompositionen seiner Frau Fanny.


Quellen zu Wilhelm Hensel in der SBB

Das künstlerische Schaffen Wilhelm Hensels ist in der Staatsbibliothek zu Berlin vor allem durch fünf große Alben mit etlichen 100 Skizzen und Zeichnungen dokumentiert, die vermutlich von Sebastian Hensel nach dem Tod seines Vaters aus dessen Hinterlassenschaft zusammengestellt wurden und 1964 mit der Schenkung des Mendelssohn-Archivs durch Hugo von Mendelssohn Bartholdy in die Staatsbibliothek gelangten. Ergänzt werden diese Skizzenalben durch rund ein Dutzend meist kleinformatiger Skizzenbücher, in denen Hensel seine Eindrücke auf Reisen und in Museen festhielt. Der ganz überwiegende Teil der Porträtzeichnungen Hensels wird hingegen im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin verwahrt. Zahlreiche Briefe Hensels an seine Braut und Ehefrau, an deren Eltern und an weitere Familienmitglieder finden sich in verschiedenen Teilnachlässen aus der Familie Mendelssohn.

Bestände / Nachlässe (in Auswahl)

Briefe und Dokumente

  • Briefe und Schriftstücke von und an Wilhelm Hensel -> Nachweise in der Datenbank Kalliope

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