Musik

Franz (von) Mendelssohn (1829–1889) W

Franz Mendelssohn (der Ältere) wurde 1829 als dritter Sohn des Bankiers Alexander Mendelssohn und seiner Frau Marianne, geb. Seeligmann, geboren und war somit ein Enkel des Bankgründers Joseph Mendelssohn. Da sein älterer Bruder Adolph früh auf eine Karriere in der Familienbank vorbereitet wurde, orientierte sich Franz beruflich zunächst in andere Richtungen und entschloss sich nach einigen Monaten an der Universität, wie sein jüngerer Bruder Wilhelm sowie seine Cousins Sebastian Hensel und Walter Dirichlet Landwirt zu werden. Nach dem frühen Tod Adolphs im Jahr 1851 waren diese Pläne freilich hinfällig, und Franz trat bei Mendelssohn & Co. ein. Obwohl er – anders als sein Vater Alexander oder dessen Cousin Paul Mendelssohn-Bartholdy – keine formelle kaufmännische Ausbildung genossen hatte, eignete er sich die notwendigen Fachkenntnisse offenbar rasch an, so dass er bereits 1853 Prokura erhielt und ein Jahr später Teilhaber der Bank wurde.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1871 wurde Franz zunächst Juniorchef von Mendelssohn & Co., drei Jahre später, nachdem auch Paul Mendelssohn-Bartholdy gestorben war, stieg er zum Seniorchef des Bankhauses auf, das er nun gemeinsam mit seinem 17 Jahre jüngeren Cousin Ernst von Mendelssohn-Bartholdy leitete. Im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld der Gründerkrise Mitte der 1870er Jahre konnte Franz Mendelssohn die Bank trotz einiger gravierender Verluste dennoch in sicherem Fahrwasser halten, wozu auch die immer wieder erneuerten guten Kontakte nach Russland beitrugen.

Im Herbst 1856 heiratete Franz Mendelssohn Enole Biarnez, die aus Bordeaux stammende Witwe seines Bruders Adolph. Nach einer ungesicherten Familienüberlieferung soll er schon etliche Jahre zuvor nach dem Kennenlernen der damaligen Braut seines Bruders geäußert haben, dass im Falle sein Bruder sie nicht nähme, eben er Enole heiraten würde. Dem Paar wurden zwei Söhne Robert und Franz (der Jüngere) geboren, die später beide ebenfalls in das Bankhaus eintraten.

Sowohl Franz als auch seine Frau Enole waren sehr musikalisch: Franz hatte zumindest in seiner Jugend Cello gespielt, seine Frau war eine talentierte Pianistin. 1875 ließ das Ehepaar von Martin Gropius einen kleinen Konzertsaal in ihr Haus in der Berliner Jägerstraße 51 einbauen, in dem fortan zahlreiche herausragende Musikerinnen und Musiker bei Mendelssohn’schen Hauskonzerten auftraten. Zu den Musikerfreunden der Familie zählten unter anderem der Geiger Joseph Joachim, dessen Spiel insbesondere Enole über alles schätzte, sowie die Pianistin Clara Schumann, deren Sohn Ferdinand der Bankier zunächst eine Ausbildungsstelle in einer befreundeten Firma und später eine Arbeitsstelle bei der Mendelssohn-Bank vermittelte.

Im Jahr 1888 wurde Franz als erstem Mendelssohn die Ehre zuteil, von Kaiser Friedrich III. in den erblichen Adel erhoben zu werden. Ganz der vorsichtige Bankherr, dem die Spannungen zwischen dem neuen Kaiser und dem alten Kanzler durchaus bewusst waren, ließ er zunächst bei Otto von Bismarck anfragen, ob dieser mit der Annahme der neuen Würde einverstanden sei. Das neu geschaffene Wappen derer von Mendelssohn kombiniert den wachsamen Kranich aus dem Firmensignet, das bereits sein Großvater Joseph verwandt hatte, mit einer Rebe auf rotem Grund, die für das ebenfalls seit Josephs Zeiten in Familienbesitz befindliche Weingut in Horchheim am Rhein steht, vielleicht aber auch auf die Herkunft Enole von Mendelssohns aus einer Bordelaiser Winzerfamilie anspielt.


Quellen zu Franz (von) Mendelssohn in der SBB

Dokumente zur beruflichen Tätigkeit Franz (von) Mendelssohns als Bankier finden sich in erster Linie in den späteren Konvoluten aus dem Archiv des Bankhauses Mendelssohn. Daneben konnte die Staatsbibliothek 1985 einen umfangreichen Familiennachlass Franz (von) Mendelssohn erwerben, der neben Briefen aus der Generation seines Vaters und Großvaters auch umfangreiche Korrespondenzen Franz (von) Mendelssohns mit seiner Frau und seinen Söhnen enthält.

Bestände / Nachlässe (in Auswahl)

Briefe und Dokumente